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&94 Psychische Studien. XXXII. Jahrg. 10, Heft. (Oktober 1905.)
zuhalten". Der ägyptische Priester vom Tempel zu On,
namens Omrsiph (= Moses), der infolge eines Krieges
zwischen den Priesterdynastien von Theben und On, wodurch
der Grosspriester von Theben zum Diktator Aegyptens
wurde, 1137 v. Chr. „die Juden aus Aegypten führte"
(bezw. wurden sie durch diese Kämpfe vertrieben, s. Floigl
„Gesch. des semitischen Altertums"), brachte vermutlich
eine Art elektrischen Apparats an der Stiftshütte an.
Herodot berichtet jedoch auch von freigeisterischen Pharaonen
, die wohl mit dem Klerus ein Hühnchen zu rupfen
hatten, denn sie gingen recht unsanft dem ganzen
Tempelwesen zu Leibe. So glaubt aber heute noch das
Volk an heilige Legenden, feiert solche Feste, betreibt das
Opferwesen; und zum indisch - ägyptischen priesterlichen
System, das vermittelst der Seelen Wanderung schauderhafte
Strafen in verschiedenen Höllen, Tier- und neuen Menschenkörpern
verordnete, lassen sich noch heute Analogien finden,
nur dem sozialen Niveau gemäss modernisiert. Uebrigens
kann man im Altertum den grossen Konflikt zwischen der
Auferstehungslehre und der Seelen Wanderung verfolgen.
In Indien hat sich die religiöse Beherrschung obiger Art
von 300 Millionen schwarz und gelb gemischter Rassen
durch die hellfarbige Eroberer - Rasse im Brahmanentum
auch bis heute erhalten. Dass die Gestirne aber für das
erkannt waren, wofür wir sie heute ansehen, zeigt die Ver-
sinnlichung des Sonnensystems im Tempel zu Dodona durch
Metallkugeln, wenn es nicht schon das Wissen der Priester
bewiese.
So sehr wir nun überzeugt sein können, dass die älteren
Kulturvölker das Irdische in allem am Himmel wiedergespiegelt
fanden, so ist doch kaum zu vermuten, dass sie
wesentlich weiter waren in der Kunst, in den Gestirnen
zu lesen, als wir heute davon und über ihre Kenntnisse
wissen. Die astronomischen Mittel sind uns heute vielmehr
weit leichter zugänglich, obwohl auch die Inder nach ihren
alten Tafeln den Stand der Planeten zu irgend einer Zeit
auch schon ziemlich genau berechnen konnten. Das Lesen
in diesen Symbolen kann aber sehr vielfältig sein; die
Methoden sind verschieden, welches sind die wirksamsten
Elemente? Darüber ist heute noch keine volle Klarheit
geschaffen, und die Lücken der Erkenntnis wurden zudem
durch künstliche Konstruktionen und Surrogate verdeckt.
Am verlässlichsten sind noch immer die Stellungen der Gestirne
, wie sie am Himmel stehen oder wie sie der Lauf des
Himmels, bezw. die Drehung und Bewegung der Erde mit
sich bringt, auch die periodischen Konstellationen. Die
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