Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
32. Jahrgang.1905
Seite: 598
(PDF, 218 MB)
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598 Psychische Studien. XXXII. Jahrg. 10. Heft. (Oktober 1905.)

Person glücklich ist, wessen sich der Pessimist nicht
rühmen kann. —

Im Vorhergehenden haben wir uns dasjenige an-
gesehen, was nur immer lür die persönliche Beschaffenheit
des Menschen und seine äussere Lage erforderlich ist, um
ihm ein Leben ohne jeglichen Glauben möglich zu machen.
Im allgemeinen kann man wohl sagen, dass eine solche
Möglichkeit insgemein da und dann eintritt, wenn die
Resultierende des äusseren und innere.a Seins eine für
das Selbstgefühl wohlwollende ist, namentlich
wenn dem betreffenden Individuum ein Depot unversiegbarer
, stärkender Gemütskräfte zu Gebote steht, der ihm

— wenigstens eine Zeitlang — erlaubt, sogar über misslichen
äusserlichen Verhältnissen in einer gewissen Behaglichkeit
(sentiment de bien-Stre et de confort) zu schweben*
Kurz der Mensch vermag sich am leichtesten eben dann
mit der gegebenen Weit zu begnügen, wenn sie ihm so oder
so gnädig ist 9 wenn er wirklich ein Stückchen von jenem
Paradies in der Hand hält» das die übrige Menschheit erst
sucht. Am meisten ist dies bei einem gesunden und in
glücklichen Verhältnissen aufwachsenden Kinde der Fall.
Je weiter davon entfernt, desto grösser wird die Zahl der
Umkehrenden, und nur einige wenige halten es länger aus,
nämlich die oben erwähnten, besonders glücklich Organisierten
.

Nun ist aber damit keineswegs gesagt, dass eine solche
glückliche Organisation mit ihren grossen gemütlichen und
geistigen Vorzügen, welche den Glaubenslosen eine Welt ohne
jenseitige Entschädigung für ausreichend zu halten helfen,

— darum auch gleich die normale, am meisten harmonische
und zukunftsfähigste Gestaltung der menschlichen Natur in
sich schlösse. Im Gegenteil, selbst solche Geistesgaben
können, wenn einseitig verfasst und nicht von anderen
gleichberechtigten modifiziert und im Gleichgewicht gehalten,
eine Art von permanentem Rausch, bezw. partieller Gefühls
- oder Gedankenblindheit in sich schliessen.

Zuerst ist es klar, dass sich ja auch unter denen, die
sich mit der gegebenen Welt nimmermehr begnügen mögen,
ebensowohl reich ausgestattete, lebens- und geistvolle
Naturen befinden, ja dass sogar die sittlichen und intellektuellen
Kräfte auf dieser Seite ihre höchste Blüte entfalten
, wie wir dies an so vielen Beispielen grosser Männer
sahen. Es muss also gewisse Geisteszüge geben, die, sobald
sie der Mensch in einem gewissen Masse besitzt,
ihm nicht mehr gestatten, die Unvollkommenheit des Lebens
zu verschmerzen, wenn immerhin ein freudig - kräftiges Ge-


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