Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
32. Jahrgang.1905
Seite: 599
(PDF, 218 MB)
Bibliographische Information
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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v. Seeland: Die Logik der materialistischen Lehre etc. 599

müt, eine behagliche persönliche Lebenskonstellation, besondere
Talente usw. auch ihn zeitweise befähigen können,
jener ünvollkommenheit zu vergessen und ohne Ewigkeitsideale
seinen Lebensweg ruhig zurückzulegen.

Dem Verlangen nach einer bewussten individuellen
Fortdauer, im Sinne einer Verlängerung der Daseinsfreude,
ist freilich öfters vorgeworfen worden, es beruhe lediglich
auf selbstsüchtiger Eitelkeit und Unersättlichkeit; man
müsse sich damit begnügen, das Gute dankbar zu gemessen
, so lange man es habe, und es sei kein Uebel,
dieses nur geliehene Grat der gütigen Natur schliesslich
auf immer wieder zurückzugeben. Näher betrachtet, laufen
jedoch solche Behauptungen dem innersten Wesen alles
Seins zuwider. Denn im allgemeinen erzeugt der Ueber-
gang vom Haben eines Guts zum Nichthaben notwendigerweise
einen Rückschritt, eine Verkürzung und Beeinträchtigung
des Gefühls* es sei denn, dass einem dieses Gut
überflüssig oder gar lästig wurde, in welchem Falle es
aber kein „Gut" mehr ist. Wie kann denn nun der Ueber-
gang vom Sein überhaupt, welches doch alle übrigen Güter
einsebliesst, zum völligen Nichtsein dem bewussten Wesen
anders, als peinlich erscheinen, immer vorausgesetzt, dass
ihm das Leben keine Qual, sondern ein positives Gut war?
Wenn auf ein Bitter ein Süss folgt, so ist dies lebenfördernd
; ist aber die Reihenfolge eine umgekehrte, und es
bleibt dabei, so ist dies offenbar schlimmer, als wenn weder
das eine, noch das andere jemals dagewesen wäre.

Wenn dem Menschen Natur und Schicksal alle nur
erreichbare Lebensfreude in den Schoss legte, d. h. wenn
er bis in ein hohes Alter gesund, für Genüsse empfänglich
und lebensmutig bleibt und wenn ihm nie ein das Mass seiner
Kräfte übersteigender Kampf auferlegt wurde, kurz wenn
ihm das Leben bis an sein Ende als ein wirkliches Gut
erscheint, so muss das unwiderbringliche Dahinschwinden
dieses Guts seinem persönlichen Gefühl doch sicherlich als
ein schwer zu ertragendes Uebel erscheinen.

Es gibt ja unzweifelhaft Greise, die, neben einer
hoch sprudelnden Lebenskraft, sich mit leidenschaftlichem
Eifer in die Geschäfte des Lebens oder in eine einseitige
abstrakte und abstrahierende Gedankenarbeit vertiefen und
so sowohl das eigene Ende, als auch das ganze logische
Gefolge eines vorausgesetzten Gesetzes vom ewigen Tode
mehr oder weniger aus dem Auge verlieren, mithin momentan
wirklich glücklich sein können. Dass aber ein
solches Glück, auch wenn es nicht von der Laune des Zufalls
grob unterbrochen wird, immer eine gewisse Herrschaft


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