Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
32. Jahrgang.1905
Seite: 600
(PDF, 218 MB)
Bibliographische Information
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600 Psychische Studien. XXXII. Jahrg. 10. Hett. (Oktober 1905.)

der Illusionen und des Leichtsinns über die Geistesrichtung
voraussetzt, ist klar, und eine solche Geistesverfassung
kann jedenfalls nicht als das Ideal einer harmonischen
Entwickelung des Denkens und Fühlens betrachtet
werden. Kurz, wenn dem auf einer niederen Stufe von
Entwickelung stehenden Menschen durch die schon früher
besprochenen natürlichen Unbillen im Falle einer einmaligen
Existenz hartes Unrecht geschieht, so wird dieses im Laufe
der Entwickelung immer härter, und die Tugend findet
solchenfalls nie den ihr gebührenden Lonn.

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Gehen wir jetzt weiter und fragen, wie sich die Bestrebungen
für Kunst und Wissenschaft mit einem
negativistischen Standpunkt vertragen, so müssen wir einsehen
, dass diese Strebungen gerade in ihrer höchsten Entfaltung
im schneidenden Gegensatz zu der vermeintlichen
Wahrheit stehen müssten, wenn besagter Standpunkt der
richtige wäre.

Es ist eine unabweisbare Tatsache, dass es dem
Menschen, je höher er steigt, je mehr Kämpfe um Sittlichkeit
und Wissen -er hinter sich hat, — desto schwerer
wird, sich mit einem blossen Stückwerk des Lebens zu begnügen
; denn desto mehr dräugt es ihn, das Allgemeine
und grosse Ganze zu erforschen, den Zusammenhang
zwischen den Einzelerscheinungen, sich selbst und dem All
zu erfassen und das Bleibende im Vergänglichen zu verfolgen
. Das Tier kann wirklich glücklich sein und bleiben,
sobald ihm das Schicksal ein Wechselspiel von natürlichen
Bedürfnissen einerseits, von Nahrung, Wärme und Freiheit
andererseits beschied, und so fort bis an sein schnelles und
unvorhergesehenes Ende. Das Kind fragt uns ganz im
Vorbeigehen nach dem Zusammenhang der Dinge und fühlt
keinerlei Lücke in seinem Behaglichkeitsgefühl, wenn dergleichen
Fragen auch ganz unerörtert bleiben, dabei aber
die Bedürfnisse seines täglichen Lebens ihre Befriedigung
finden. Allein schon bei den Wilden und ähnlich bei den
Alltagsmenschen unter den kultivierten Völkern erweckt,
wie wir sahen, die Erfahrung des Uebels und des Todes alimählich
das in ihnen schlummernde Bedürfnis nach einer
Ergänzung durch den Glauben an höhere Mächte.

Und je heller der Verstand des Menschen wird, desto
tiefer empfindet er jenes Bedürfnis nach Trost und ausgleichender
Gerechtigkeit, und die Einsicht, dass es ein
über dem Menschen stehendes, ordnendes und mächtiges


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