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616 Psychische Studien. XXXII. Jahrg. 10. Holt. (Oktober 1905.)
III. Abteilung.
Tagesneuigkeiten, Notizen u. dergl.
Nene praktische Versuche mit der
Wünschelrute.
Als ein gewiss unverdächtiges Zeugnis für die praktische
Verwendbarkeit der Wünschelrute als Gold- und
Wasserkünderin können die Mitteilungen gelten, die der
Geheime Admiralitätsrat und Marinehafenbaudirektor G.
Franziiis im „Centralblatt der Bauverwaltung" [vom 13. IX.],
also in einem amtlichen Blatte, macht. Franzius schreibt
da [unter dem Titel: „Die Wünschelrute"] über seine Erfahrungen
in dieser Richtung:
„Auf der Kaiserlichen Werft Kiel werden zur Zeit
Brunnen gebohrt, weil die vorhandenen Quellen nicht ausreichen
. Das Alluvium ruht an der ganzen Kieler Pöhrde
auf einem Diluvium, dessen Schichtung sehr wechselt;
namentlich fällt der für Wasser undurchlässige blaue Geschiebemergel
oft sehr steil ab und besitzt dabei eine wechselnde
Mächtigkeit von 1 bis 20 und mehr Meter. Da die
wasserhaltigen Kiesscbichten auf ihm lagern, so findet sich
das Quellwasser in nahe beieinanderliegenden Bohrlöchern
oft in sehr verschiedenen Tiefen, und es zeigten sich bei
Herstellung der Hafenanlagen vor 30 Jahren verschiedene
starke Quellen, teils an sehr unbequemen Stellen, teils aber
auch so, dass sie mit grossem Nutzen zur Wassergewinnung
verwendet weiden konnten. Die Quellen reichen jedoch,
wie gesagt, nicht mehr aus, und da es jetzt darauf ankam,
in möglichst geringen Tiefen und an geeignet liegenden
Plätzen mehrere neue Brunnen zu schaffen, so lag der
Wunsch nahe, eine Rute zu besitzen, mit der man die
besten Stellen zu finden vermöchte.
Die Wünschelrute des Herrn t>. Bülorv-Bothkamp macht
zwar seit Jahren in Kiel und Umgegend viel von sich reden,
ich gestehe aber, dass ich gegen ihre Erfolge sehr raiss-
trauisch war und mich als Wasserbauingenieur fast lächerlich
zu machen fürchtete, wenn ich mich ihrer Hilfe zu bedienen
versuchte. Ich fing also an, auf dem Werftgebiet
nach meinen 35jährigen Erfahrungen über die Bodenbeschaffenheit
bohren zu lassen, und zwar mit wechselndem
*) Aus «Deutsche Zeitung* Nr. 216 vom 14. September 05. —
Vgl. unsere K. Not. e) im vor. Heft S. 561 ff. — Red.
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