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Neue praktische Versuche mit der Wünschelrute. 617
Erfolge. Da wurden mir Ende Juni d. J. von einem sonst
sehr zweifelsüchtigen Augenzeugen so überraschende Leistungen
des Herrn v. B. — allerdings nur im Auffinden von
Gold — berichtet, dass ich letzteren bat, mir bei den Bohrungen
auf der Werft seine Unterstützung zu leihen. Herr
v. B. erklärte sich in liebenswürdigster Weise sofort dazu
bereit und suchte mich am 27. Juni nachmittags in meiner
Wohnung auf. Da ein Gewitter drohte, welches Herr
v. B. sehr unangenehm empfand, teilte er mir und meinem
ebenfalls im Wasserbau tätigen jüngsten Sohne zunächst
ausführlich mit, wie er zu seinen Beobachtungen, zu deren
Erklärung er nicht berufen sei, gekommen, wie er verfahre
und was er leisten könne. Er könne nämlich nur unterirdisch
fliessendes W asser finden, vermöge aber die Tiefe
der Wasserader unter der Erdoberfläche in vielen Fällen
ziemlich genau anzugeben. Er nahm dann einen etwa
3 Millimeter starken gebogenen Eisendraht aus der Tasche
und zeigte zunächst die Wirkung des Goldes auf diesen.
Als das Gewitter verzogen war, erklärte sich Herr
v. B. bereit, mit auf die Werft zu gehen. Zunächst zeigte
er beim Durchschreiten meines Gartens, dass an einer
Stelle, wo schon die dritte Kletterrose von mir vergeblich
angepflanzt und im Absterben begriffen war, ein unterirdischer
Wasserlauf vorhanden war. Die Rute schlug hier
mit Gewalt nach oben. Herr v. B. trug dabei, wie überhaupt
, stets die Rute oder besser den Draht wagerecht fest
in den Händen. Trotzdem schlug sie gegen seinen Willen
mit lautem Geräusch gegen seine Brust. (Die nur kleine
Drahtgabel des Herrn v. B. kann bequem in der Brusttasche
des Rockes getragen werden.)
Ich bat nun Herrn v. auf dem Wege zur Werft
eine Quelle zu suchen, deren Lage mir beim Bau des
Trockendocks Nr. 5 bekannt geworden war, da sie in die
Baugrube dieses Docks einmündete. Ich kannte den Lauf
des Wasserzuges genau, derselbe war aber äusserlich nur
nach sehr starkem Regen am Feuchtwerden eines Fleckes
im Fusswege der Strasse kenntlich. Am angegebenen Tage
war davon nicht das geringste zu sehen. Herr v. B. fand
nicht nur den Wasserlauf mit vollster Sicherheit, sondern
gab auch sofort seine Richtung genau an.
Auf der Werft schloss sich uns der die Bohrungen
leitende Marinebaumeister Herl Stichling an, und wir kamen
zu dem ersten Brunnenrohr, das nach Angabe des Herrn
Stichling Wasser bis 0,5 Meter über Bodenhöhe geliefert
hatte und jetzt in dieser Höhe mit einem Holzpfropfen geschlossen
war. Herr v. B. umschritt das Wasserrohr mit
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