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618 PayoMsohe Studien. XXXII. Jahrg. 10. Heft. (Oktober 1905.)
der Rute mehrere Male und erklärte dann mit der grössten
Bestimmtheit, es könne kein Wasserlauf da sein, da die
Rute keinen solchen anzeige. Herr Slkhling blieb ebenso
fest dabei, dass das Wasser aus dem Rohr geflossen sei,
und wollte dies durch Lösen des Pfropfens dartun. Als er
ihn auszog, kam jedoch kein Wasser. Wenn sich Herr
Baumeister Stichling nicht in den Röhren geirrt hat, muss
also die Wassermenge so gering gewesen sein, dass sie beim
Bohren des nächsten, etwa 20 Meter entfernten Rohres
verschwunden ist. Die Sicherheit, mit der Herr v. B. das
Vorhandensein einer Wasserader bestritt, und der handgreifliche
Beweis der Richtigkeit seiner Behauptung waren
geradezu verblüffend.
Wir kamen sodann zu dem zweiten Bohrloch, aus
dessen Rohr das Quellwasser in etwa 1,5 Meter Höhe über
dem Boden frei auslief. Hier konnte also nur der Versuch
gemacht werden, ob Herr v. B> imstande sei die Tiefe anzugeben
, aus der das Wasser kam. Herr v. B. löste diese
Aulgabe mit Hilfe eines sehr einfachen Verfahrens. Er
legte die Richtung des Wasserlaufs fest, steckte eine Senkrechte
dazu auf dem Gelände ab, schritt auf dieser mit der
Rute entlang und erhielt dabei durch letztere auf jeder
Seite des Wasserlaufs zwei Ankündigungsstrahlen und genau
über dem Lauf den starken Hauptstrahl. (Er denkt
dabei an elektrische Ausstrahlungen, ohne sich, wie gesagt,
auf Erklärung der Erscheinungen einzulassen.) Der sogenannte
Strahl äussert sich durch plötzliches Aufsteigen
der Rute. Es war für uns ausserordentlich überraschend,
durch Messung festzustellen, mit welcher Genauigkeit diese
Ankündigungsstrahlen gleichmässig zu beiden Seiten des
Wasserlaufs auftraten. Herr v. B. stellte auf diese Weise
in kurzer Zeit fest, dass die Wasserader etwa 13 Meter
tief liege, was mit den amtlichen Bohrergebnissen genau
übereinstimmte.
Da das folgende dritte Bohrloch wenig Wasser lieferte,
bat ich Herrn v. B., nun noch zu versuchen, ob er eine
stärkere Wasserader zu finden vermöge. Er suchte dazu
nach äusseren Anzeichen in Form kränkelnder Bäume und
erblickte einen solchen etwa 150 Meter entfernt am Haupt
des Trockendocks Nr. 1. Obgleich ich ihm bemerkte, dass
die Bäume auf der Werft oft durch zufällige Umstände
(Ausströmung von Gas, Abgraben der Wurzeln usw.) litten,
wollte er den Platz doch gern untersuchen und erklärte
dort sofort, dass eine starke Wasserader vorhanden sei.
Da aber ein Brunnen an dieser Stelle für die gesamte
Wasseranlage sehr unbequem liegen würde, bat ich, die
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