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Neue praktische Versuche mit der Wünschelrute. 619
Eichtling des Laufs festzustellen, um einen günstigeren
Punkt zu finden. Hierbei trat das feine Gefühl des Herrn
für das Vorhandensein fliessenden Wassers besonders zutage
. Er lief förmlich auf einem wenige Meter breiten
Streifen mehr als 100 Meter entlang, wobei die Rute fortwährend
fiel, wenn er aus dem Streifen heraustrat, und
stieg, sobald er die Richtung wiederfand. Dabei stiess er
auf einen kleinen Brunnen von etwa 2 Meter Tiefe, wie ich
sie auf dem Gelände in grösserer Zahl vor Jahren habe
herstellen lassen, um das nahe der Oberfläche liegende
Grundwasser zu Feuerlöschzwecken zu sammeln, Herr v. B.
erklärte, wir möchten in diesem Brunnen ein tiefes Bohrloch
hinabtreiben; dort sei, wie er nun durch sein Verfahren
berechnete, in etwa 15 Meter viel Wasser vorhanden
.
Herr v. B. war durch das mehrstündige Arbeiten mit
der Rute sichtlich angegriffen. Er Hess bei der letzten
starken Quelle meinen Sohn und mich je eine Hand auf
den von ihm gehaltenen Draht legen, und wir hatten beide
ganz dieselbe Empfindung, als ob wir den Kolben einer
Elektrisiermaschine in der Hand hielten. Herr Baumeister
Stichttng zeigte sich dagegen vollständig unempfindlich gegen
die Wirkung. [NB.! — Red.]
Da Herr v. Bülow-Bothkamp mir in so unwiderleglicher
Art den Beweis für die Wirksamkeit der Wünschelrute in
seiner Hand geliefert hat, kann ich meine Faehgenossen
nur bitten, die ja auch von mir bislang geteilten Zweifel
an der Möglichkeit, mit Hilfe der Rute Wasser zu finden,
fallen zu lassen und vielmehr durch eigene Versuche möglichst
viel Unterlagen zu schaffen, aus denen die Wissenschaft
dann sicherlich bald zu einer Erklärung des bisherigen
Rätsels gelangen wird. Ich selbst habe noch am
selben Abend mit meinen beiden Söhnen die Wirksamkeit
der Rute erprobt. Wir fanden, dass mein jüngster Sohn
und ich nur mässig begabte Quellensucher sind, die nur
mit der Holzgerte arbeiten können. Mein ältester Sohn
benutzt jedoch auch den Eisendraht und ist ein wesentlich
besserer Finder. Die meisten mginer Verwandten und
Freunde, die den Versuch machten, haben keinen Erfolg
gehabt. Ein sehr feinnerviger Neffe bekam aber nach
wenigen Minuten beim Versuche mit Gold einen heftigen
Starrkrampf, so dass ich kränkliche Personen dringend vor
eigenen Versuchen warne. (Ich habe vor wenigen Wochen
m der Sommerfrische in der Schweiz Herrn Prof. Dr. Lasius
aus Zürich und Herrn Geheimen Baurat Richard aus Magdeburg
wiederholt zeigen können, wie sowohl Gold als auch
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