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Kurze Notiien.
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seur beendet ist, auf ihre praktische Seite hin erproben,
und zwar wird er sich als erstes Versuchskaninchen einen
Knaben vornehmen, der trotz des wiederholten Verbots
seiner Eltern täglich weiter fleissig Zigarretten raucht.
Jedes Kind, das dann Richter Linäsey vorgeführt wird —
derselbe ist Richter im Kindergericht in Denver —, wird
auf einen hohen Stuhl plaziert werden, Richter L. wird dann
beide Hände des Uebeltäters nehmen und seine Knie an
die des Kindes drücken* In dieser Stellung wird er es
hypnotisieren und etwa zehn Minuten in der Hypnose be-
lassen« In diesem Zustand wird der Richter zu dem Kinde
mit gestrenger Stimme folgende Worte sprechen: „Es ist
schädlich für dich, das und das zu tun, deshalb wirst du
es nicht mehr tun. Uebrigens findest du gar keinen Gefallen
daran, schlechtes zu tun." — „Wenn Personen, die
dem Trünke ergeben sind, durch Hypnose gebessert werden
können, warum," fragt Richter Z., „kann man bei jugendlichen
Uebeltätern nicht ebenso erfreuliche Resultate erzielen
?"
f) Von anderen Welten. Camille Flammarion,
Prankreichs populärster Astronom und Dichter dazu, beschäftigte
sich in einem seiner volkstümlichen Werke mit der
Frage, ob auch andere Weltkörper ausser der Erde bewohnt
sind. Beim Merkur begnügt er sich noch mit der
Frage als Antwort: „Warum nicht?", um unser gänzliches
Nichtwissen in dieser Hinsicht anzudeuten. Die Venus
gibt ihm schon mehr Anlass zum Nachdenken über die
Lage ihrer etwaigen Bewohner. Wenn sich dieser Planet
in 225 Tagen einmal um seine Achse dreht, wie es
Flammarion nach seinen eigenen Beobachtungen für wahrscheinlich
hält, so würde es eine merkwürdige Welt sein.
Sie würde nämlich der Sonne immer dieselbe Seite zuwenden,
wie der Erdenmond der Erde, und also auf einer Hälfte
ewigen Tag, auf der anderen ewige Nacht haben. Auch
unter solchen Bedingungen sieht sich jedoch der Astronom
nicht gezwungen, das Vorhandensein von Leben auf der
Venus zu verneinen. Von den Marsbewohnern aber
spricht er natürlich mit weit grösserem Vertrauen; er stellt
sich vor, welch eigenartigen Anblick die Erde mit dem
Mond als Doppelstern vom Mars aus gewähren müsse, und
fährt fort: „Für die Martianer ist unsere Erde ein Morgen-
und Abendstern. Sicher haben sie ihre Phasen berechnet.
Manch ein Gelübde, manch ein Wunsch mag zu ihr emporgesandt
worden sein, und mehr als ein gebrochenes Herz
mag seine unverhüllten Tränen haben wandern lassen zu
unserem Planeten als Wohnort des Glücks, wo alle, die in
Psychische Studien. Oktober 1905. 40
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