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656 Psychische Studien. XXXIL. Jahrg. 11. Heft. (November 1905.)
in seiner gewohnten Gestalt daheim geht und spricht und
überhaupt sich benimmt wie immer. Ferner soll auch den
Gestorbenen die Gabe der Hamlöberei bleiben, die sie
nützen, um die Hinterbliebenen vor Gefahren zu warnen.
Der „Hamlöber" erscheint stets in Tiergestalt. In Island
mischt der Glaube an die Doppelgänger der Toten sich mit
dem an die Eolgegeister, die ebenfalls in Tierleiber schlüpfen.
Während der „Hamlöber" des lebenden Menschen ehedem
als vogelfrei galt — denn auf Hamlöberei standen auch
schwere gesetzliche Strafen — und für ein mit dem Teufel
im Bunde stehendes Wesen angesehen wurde, genossen die
„Hamlöber" der Toten Verehrung, ja fast Anbetung. Da
man nun nach dem Glauben des Volkes nie wissen konnte,
ob in einem Tier nicht ein ,,Hamlöber" steckte, so zog man
aus dem Verhalten der Tiere fortwährend prophetische
Schlüsse* Dieser Volksaberglaube, von dem man auch
heute noch Spuren im Norden der skandinavischen Halbinsel
trifft, hat denn auch dazu geführt, dass man das Benehmen
der Tiere beständig mit kommenden glücklichen,
wie unglücklichen Ereignissen in Verbindung bringt.
IL Abteilung«
Theoretisches und Kritisches.
Die Logik der materialistischen Lehre und ihre
Wertschätzung des Lebens.
Vom f kaiserl. russ. Geheimrat u. Generalarzt a. D.
Dr. STilt. v. Seeland.
(Fortsetzung von Seite 606.)
Je mehr man sich aber in der Wissenschaft mit der
Frage von den kleinsten Teilen abgibt, desto leichter kommt
man zuletzt auf den Gedanken, den Stoff schliesslich als
blossen Ballast zu betrachten und für die mit Kräften begabte
Materie einfach „Kraftzentren" einzusetzen, was obendrein
durch die Natur unserer Siuneswahrnehmungen postuliert
wird. Doch hiervon später! Für jetzt kann es uns
gleich bleiben, ob es die Materie oder vielfache Kraftzentren
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