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674 Psyehisohe Studien. XXXII. Jahrg. IL Heft. (November 1905.)
dann weiterhin die Natur der Körper bestimmen, die sie
bilden. Der letztere Begriff zeigt, obschon er sich übrigens auf
die Idee der Einheit der Weltsubstanz stützt, wie
schwierig die Umbildung, bezw. Verwandlung der einfachen
Körper überhaupt sein muss. Man könnte eine solche in
Wirklichkeit nur dadurch zu stände bringen, dass man die
Schwingungsverhältnisse der Ultimate eines gegebenen
Körpers ändert, und eine solche Modifikation ist
für uns unmöglich, da wir — wenigstens bis jetzt — kein
Mittel besitzen, um auf diese allerletzten Bestandteile des
Stoffs einzuwirken." —
Seit den Arbeiten Graham'* hat nun aber die Spektralanalyse
diesen Ideen eine mächtige Stütze gebracht, worüber
sich derselbe Naquet in einem sehr lesenswerten
Artikel schon im Juniheft 1901 der (von uns seiner Zeit
wiederholt empfohlenen) „Revue franco - allemande«, wie
folgt, äusserte: „Da das Vorhandensein von „Ultimaten" infolge
der Beobachtungen des Astronomen Jonsen eine neue
Bestätigung erhielt, so kann man sich fragen, ob nicht die
Materie auf dieser letzten Stufe der Teilung jene Universalsubstanz
ausmacht, jenen unter dem Namen „Aether" gemeinten
Weltall-Stoff, dem die altindische Philosophie den
Namen „Akasa" und „mulaprakriti" gegeben hatte und
dessen Verdichtung alle von unseren Sinnen wahrgenommenen
Körper hätte entstehen lassen."*)
Nachdem hierauf Naquet darauf aufmerksam gemacht,
dass Graham keineswegs der einzige „Meister" war, bei dem
er die Idee von der Zusammensetzung und Teilbarkeit der
Atome schöpfte, dass vielmehr gerade die berühmtesten Chemiker
sich von jeher weigerten, der (besonders von den
Alchymisten vertretenen) Hypothese von der Umwandlung
der Elemente ein theoretisches ,fNon possumus"
entgegenzustellen, kommt er zu dem Schluss, dass er in
*) Dasselbe meinte u. a. auch Ph. Spiller mit seiner „Urkraft
des Weltalls* (Berlin 1876), sowie schon im Altertum die scharfsinnigsten
der griechischen Naturphilosophen, wie ja die philosophische
Spekulation vermöge einer Art Kreislauf immer wieder zu
ihren Anfängen zurückzukehren pflegt. Nachdem aber das Pendel
der grossen Zeitenuhr Jahrtausende hindurch dem Westen zu
schwang, begann es um die Mitte des vorigen Jahrhunderts sich
nach Erschliessung der Sanskrit - Sprache wieder mehr dem Osten
zuzuwenden, wo die erleuchtetsten Geister uralte Wahrheiten entdeckten
. Wenn es daher der modernen Theosophie gelingt,
das Denken des Abendlands durch die intuitive Erkenntnis des
Morgenlands zu ergänzen oder vielmehr zu vertiefen, so darf man
sich gewiss von einer solchen Verbindung und Vereinigung einen
wunderbaren Aufschwung des menschlichen Bewusstseins auf sämtlichen
Wissensgebieten versprechen. — E e d.
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