Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
32. Jahrgang.1905
Seite: 728
(PDF, 218 MB)
Bibliographische Information
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728 Psychische Studien. XXXII. Jahrg. 12. Heft. (Dezember 1905)

Es mag wohl unerhört erscheinen, wenn ich eine strenge
Wissenschaft, wie die Physiologie es ist, in eine gewisse
Beziehung zu dem verketzerten Okkultismus und seinem Genossen
, dem sogenannten Spiritismus, setze. Doch gerade
in unserer Zeit regt sich wieder das metaphysische Bedürfnis
des Menschen, und vergleicht man das zwanzigste
Jahrhundert mit der Mitte des neunzehnten Jahrhunderts,
einer Zeit, wo der platteste Materialismus eines Ludwig
Büchner seinen Triumphzug durch die Welt hielt, so fällt
uns doch vor allem anderen auf, dass die Menschheit wieder
einer mehr idealen Weltanschauung zustrebt. Es ist ein
Schauspiel, welches sich in der Geschichte der Menschheit
stets wiederholt, wenn es auch den Ansehek haben mag,
dass es über den einmal erreichten Portschritt des Wissens
kein darüber hinaus mehr gibt; doch nach einiger Zeit regt
sich wieder etwas, der Mensch findet nicht allein Befriedigung
in der Betrachtung der äusseren Natur, sein Geist
dringt tiefer ins Innere und sucht die uralten Rätsel, welche
zu lösen die grössten Denker oft vergeblich sich abmühten,
zu begreifen. Es ist das metaphysische Bedürfnis, welches
dem physischen stets auf dem Fusse folgt, wie sich Schopenhauer
treffend ausdrückte.

Auch unsere Zeit ist der allein physischen Betrachtung
der Natur müde, man wendet sich wieder mehr dem Ueber-
sinnlichen zu, und so sehen wir viele, denen die Religion
keinen Frieden mehr zu geben vermag, in den Tempel des
Spiritismus sich flüchten, welcher bereits Millionen von Anhängern
beherbergt.

Aber die Wissenschaftler stehen ihm noch immer als
Feinde gegenüber; sie lehnen es grundsätzlich ab, sich mit
Spiritismus zu beschäftigen, da sie von vornherein sicher
seien, dass seine Phänomene auf Schwindel und Betrug beruhen
, und wo dies nicht zutrifft, weil es nicht zutreffen
kann, da diese Annahme gegen die gesunde Vernunft ver-
stösst, so ist es eben eine Halluzination gewesen.

Auf diese Art und Weise hilft man sich bei derlei
Fragen und es ist auch das einfachste. Denn bevor ein
solcher auf sein vermeintliches Wissen stolzer Stubengelehrter
seine Meinung ändert und freimütig bekennt, dass
er im Irrtum war — wie das z. B. der berühmte Psychiater
Cesare Lombroso tat —, ersinnt er dafür lieber die
albernsten Hypothesen, um nur mit seiner vorgefassten
Meinung durchzudringen und nicht als übertrumpft dazustehen
. Man erinnere sich doch an Prof. Preyer, der behauptete
, das Experiment des Tischrückens könne nur dadurch
zu stände kommen, dass man Häkchen an den


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