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752 Psychische Studien. XXXIL Jahrg. 12. Heft, (Dezember 1905.)
Künste" wird jedes bewusste, äussere Formen schaffen für seelische
Schwingungen als Kunst bezeichnet. Hat der Verfasser keine bessere
Meinung über unseren heutigen Predigerstand als die auf Seite 21
gekennzeichnete? Wie, wenn man nun die Gesamtheit der philosophischen
Schriftsteller, die sich mit den höchsten und edelsten
Problemen der Menschheit beschäftigen, als eine verlogene, feile,
nur von schnöder Geldgier getriebene Gesellschaft bezeichnen
wollte ? Wienhohl
Aus der Sammlung von Abhandlungen zur psychologischen
Pädagogik II. Band, 1. Heft:
Experimentelle Untersuchungen der visuellen und akustischen Erinnerungsbilder
, angestellt an Schulkindern von R. B Psdersen, M. S., Lehrer
an der Volksschule in Kopenhagen. Mit 2 Figuren im Text. Ferner:
Die ersten Anfänge des sprachlichen Ausdrucks für das Selbstbewusstsein
bei Kindern von Prof. Dr. I. A. Gheorgov (Sofia). Leipzig, Verlag
von Wilhelm Edelmann, 1905. S6 S. 8°.
Pedersen hat eine Reihe Versuche über die Genauigkeit der
Gesichts- und Gehör serin nerungsbiider der Kinder angestellt und
daraus Schlüsse rücksichtlich der Typen gezogen, zu welchen sie gehören
. Die Versuche betreffen jedocn nur den visuellen und akustischen
Typus (nicht den indifferenten und den motorischen).
Gheorgov hat der sprachlichen Entwickelung seiner Kinder besondere
Aufmerksamkeit zugewendet und dabei feststellen können,
dass das Possesivpronomen viel später erscheint als das Personalpronomen
. Der Gebrauch des Personalpronomens sei einfacher und
natürlicher als der des Possessivpronomens, welches ausser der Bezeichnung
der Person noch einen schwierigen Beziehungsbegriff, nämlich
den des Besitzes mit enthält. Wienhold.
Gesichtsausdrucks - Kunde. Anleitung zum Studium des Charakters,
der Leidenschaften und Tugenden, Fähigkeiten und Fehler, sowie
der Krankheiten aus der Gesichts-, Kopf- und Körperform. Mit
zahlreichen Abbildungen. Von D. Amman. Schwabacher Verlag
in Stuttgart. 97 S. In illustriertem Umschlag geheftet M. 1.80.
„In jedes Menschen Gesichte steht seine Geschichte, sein
Hassen und Lieben deutlich geschrieben; sein innerstes Wesen, es
tritt hier ans Licht, doch nicht jeder kann's lesen, verstehen jeder
nicht* — diese oft zitierten Dichterworte, welche dem durch seine
Charakterbeurteilungen, sowie durch sein graphologisches Lehrbuch:
„Ich kenne dich!* bekannten Verf. gleichsam als Motto zu seinem
von der Verlagsbuchhandlung durch gut ausgeführte Illustrationen
hübsch ausgestatteten Werkchen dienen, sind gewiss ebenso richtig,
als praktisch schwer anzuwenden und haben daher seit Lavaters
Ehysiognomischen Studien vielfache schriftstellerische Versuche
ervorgerufen, aus Schädelform und Gesichtsausdruck des Menschen,
die bei keinem einzigen Individuum dem eines anderen ganz gleich
sind, sein verborgenes inneres Wesen zu entschleiern. Dass sich bei
aller Schwierigkeit näherer Angabe von Einzelheiten doch gewisse
Typen allgemeiner Charakterzüge, bezw. besonderer
Eigentümlichkeiten und Wesensrichtungen feststellen lassen, unterliegt
keinem Zweifel und wird jedem Leser obigen Büchleins durch
die präzise Darstellung der charakteristischen unterschiede, sowie
namentlich durch die zur Veranschaulichung beigegebenen, mit Geschick
ausgewählten Charakterkönfe klar werden. Von besonderem
Interesse ist das Kapitel über „die Physiognomik in ihrer Wechselbeziehung
zur Graphologie/ — Wenn auch Verf. vorzugsweise den
Zweck der praktischen Anwendbarkeit im Auge hat, so beruht seine
Charakteranalyse doch auf wissenschaftlicher Grundlage und verdient
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