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22 Psyehisehe Studien. XXX11I. Jahrg. 1. Heft. (Januar 1906.)
9 Uhr 30 Minuten fanden sich dieselben vor dem Kapuziner»
kloster in Molfetta, 14 km von Ruvo entfernt, ohne dass
dieselben in der Lage gewesen wären, anzugeben, wie und
warum sich das ereignet hätte. Eines anderen Tages sass
die Familie Pansini um 12 Uhr 30 Minuten beim Mittagstisch
; Paul, der jüngere, wurde nach Wein geschickt und
lange vergebens erwartet; nach einer halben Stunde verschwand
auch Alfred und um 1 Uhr fanden sich beide auf
hoher See bei ßarletta in einer Barke , wo sie solange um
Hilfe riefen, bis sie von einem Schiffer ans Land gebracht,
von einem Lohnkutscher erkannt und nach Euvo geführt
wurden, wo sie um 3 Uhr 30 Minuten nachmittags am
gleichen Tage anlangten.
Endlich fand man dieselben, in gleicher Weise entrückt,
nach wenigen Minuten einmal in Bisceglie, in Giovinazzo,
Mariotta und Terlizzi, von wo dieselben je von Bekannten,
Freunden oder durch die Sicherheitsbehörde heimbetördert
wurden.
Für alle diese Vorkommnisse interessierte sich ins«
besondere Dr. Raphael Gotugno, Gemeindearzt in Ruvo, welcher
in der Ueberzeugung, die Knaben könnten den Gegenstand
eines eingehenderen Studiums bilden, hievon dem
Unterrichtsminister Prof. Leonhard Bianchini schriftliche Mitteilung
machte. Letzterer erbot sich auch, die Knaben behufs
genauerer Beobachtung in seiner Klinik unterzubringen
, was aber die Eltern entschieden ablehnten.
Der „Corriere delle Puglie" berichtet ausserdem noch
folgende Begebenheiten: Vor nicht langer Zeit befanden
sich beide Knaben um 1 Uhr 35 Minuten auf dem Platze
in Ruvo, um 1 Uhr 45 Minuten aber schon in Trani vor
dem Haustore ihres Onkels Hieronymus Maggiori. Alfred
sagte nun in der Hypnose, er werde erst nach 15 Tagen
heimkehren können. Tatsächlich erkrankte das Pferd des
Onkels und als die Tante einen Wagen gemietet, um die
Knaben nach Ruvo führen zu lassen, verschwanden dieselben
tmd fanden-sich-in Bisceglie wieder, von wo sie sich nach
Trani begaben — fest überzeugt, dass all ihr Widerstreben
vergeblich —, weshalb sie das Verstreichen der 15 Tage
ruhig abwarteten. Vom Erzdiakon Vallarelli aus Terlizzi,
vom Bischöfe und selbst von einem protestantischen Pastor
wurden Beschwörungen versucht, die aber stets von Misserfolg
begleitet waren, Aehnliche Fälle wiederholten sich
häufig bis zu jenem am vorigen Donnerstage, wo die Knaben
um 2 Uhr in Ruvo verschwanden, um 2 Uhr 15 Minuten
in Bari wieder zu erscheinen, wo sie der Bischof Vaccaro
zur Quaestur (Polizeiamt) begleiten liess.
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