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Deinhard: ,Involution de la Mati6re."
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grosse Wahrheiten zu entdecken — so schwierig das an
sich auch sein möge —, als diese Wahrheiten zur Anerkennung
zu bringen. Bei Le Bon wirken noch besonders
ungünstige Umstände mit, um ihm diese Anerkennung zu
erschweren. Man erinnert sich noch immer des sonderbar
klingenden Ausdrucks „schwarzes Licht", unter dem Le Bon
1896 in einem Bericht an die Pariser Akademie der Wissen-
Schäften seine ersten Entdeckungen im Gebiete der radioaktiven
Erscheinungen — wie wir jetzt sagen — zusammen-
gefasst hat.
„Die nachfolgenden Versuche beweisen — so begann
Le Bon diesen Bericht über die damals von ihm entdeckten
und als „schwarzes Licht" bezeichneten Strahlen — „dass
das gewöhnliche Licht oder wenigstens gewisse Strahlen
desselben die undurchsichtigsten Körper durchdringen. Die
ündurchsichtigkeit ist demnach eine Erscheinung, die nur
für ein Auge wie das unsrige vorhanden ist. Wäre dasselbe
etwas anders konstruiert, so müsste es durch die
Mauern sehen können/4 Le Boris „schwarzes Licht" hat
damals überall, zumal in der deutschen Fachwelt — man
braucht nur den ^Prometheus" (1896) nachzulesen — viel
Kopfschütteln erregt. Der Widerspruch dagegen verstummte
erst allmählich, nachdem Le Bon seine Versuche später in
modifizierter Form den ersten Autoritäten Frankreichs mit
vollständigem Erfolg vorgeführt hatte. Ais dann Le Bon
im weiteren Fortgang seiner Forschungen zu der Ueber-
zeugung gelangte, dass sich die Radio-Aktivität nicht bloss
auf einige wenige Körper, wie Uranium und Radium, bei
denen sie besonders stark auftritt, beschränke, sondern sich
bei jeder Substanz, wenn auch nur in einem sehr geringen
Grad beobachten lasse — vorausgesetzt, dass solche Substanz
gewissen physikalischen oder chemischen Prozessen
unterworfen wird, — da war es lange Zeit nur ein einziger
Physiker — der holländische Gelehrte Professor de Heen —,
der Le Bon gegenüber eine zustimmende Haltung annahm
und auf Grund eigener experimenteller Beobachtungen dessen
Anschauungen vollständig beipflichtete. Die Folge davon
war, dass man in der engeren Fachwelt den beiden genannten
Forschern, Le Bon sowohl wie de Heen, von da an
nicht mehr so ganz traute und sie als Phantasten betrachtete
— ein Epitheton, das, wenn ich mich nicht
täusche, auch heute noch dem französischen Forscher beigelegt
zu werden pflegt, sicherlich seitens seiner engeren
Fachgenossen in Deutschland. Trotzdem hat sich seither
die Zahl derer unter ihnen, die Le Bon's Ansicht, dass sich
die Erscheinungen der Radio - Aktivität bei jeder Art von
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