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42 Psyohisohe Studien, XXXIII. Jahrg. L Bett, (Januar 1906.)
Materie hervorrufen lassen, wenn man nur die geeigneten
Mittel anwendet, beipflichten, sehr bedeutend vermehrt.
Wenigstens behauptet dies LefBon selbst. —
Sein jüngstes Buch: „L'Evolution de la Mattere" erschien
als Beitrag m der von Le Bon ins Leben gerufenen
„ Bibliothöque de Philosophie scientifiquezu weicher
Sammlung auch das in Deutschland durch die Lindemarm'-
sche vorzügliche Uebersetzung bekannt gewordene Buch:
„Die Wissenschaft und die Hypothese" des Pariser Mathematikers
Prof. H. Poincari gehört. Le Bon's Buch ist die
Frucht einer durch lange Jahre fortgesetzten mühsamen
experimentellen Forschung. Es enthält in seinem
den „Recherches experimentaleseine eingehende Beschreibung
dieser Experimente und genaue Angaben über
die dabei zur Verwendung gekommenen Apparate.
Zur besseren Orientierung über das ganze Buch möchte
ich hier nur einige von den Schlusssätzen des Verfassers
anführen, die dessen Resume enthalten. Er schreibt: „Die
in diesem Werk dargestellten Experimente haben uns gestattet
, das Atom von seiner Geburt bis zu seinem Verfall
zu verfolgen. Wir haben gesehen, dass die ehemals für unzerstörbar
gehaltene Materie infolge der Zersetzung der
Elemente, aus denen sie besteht, sich langsam auflöst.
Diese Materie, die man ehedem für träge ansah und von
der man annahm, dass sie nur die Energie wieder hergeben
könne, die man ihr vorher mitgeteilt hatte, hat sich uns im
Gegenteil als ein ungeheures Reservoir von Kräften erwiesen
. Von diesen Kräften lässt sich die Mehrzahl der
uns bekannten Energiearten ableiten, die molekulare Anziehungskraft
, die Sonnenwärme und namentlich die Elektrizität
. Wir haben gezeigt, dass sich die Materie unter
dem Einfluss sehr mannigfacher Ursachen dissoziieren kann
und dass die Produkte ihrer aufeinanderfolgenden De-
materialisationsstufen zufolge ihrer Eigenschaften als Substanzen
aufzufassen sind, die die Vermittelung bilden
zwischen der Materie und dem Aether. Es folgte daraus, dass
die alte Dualität zwischen den einstens so weit von einander
getrennten Welten des Ponderabeln und des Imponderabeln
verschwinden musste. [NB.! — Red.] Das Studium der aufeinanderfolgenden
Daseinsstufen der Materie hat uns zu
dem Schluss geführt, dass das Endziel ihrer Evolution die
Rückkehr zum Aether bildet. Indem wir so auf die ersten
Ursprünge der Materie, auf ihre Evolution und ihr Ende
einen — wenn auch nur flüchtigen Blick geworfen haben,
sind wir nach und nach an der äussersten Grenze jener
halben Gewissheit angelangt, die nun einmal unserem
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