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56 Psychische Studien. XXXIII. Jahrg. 1. Heft. (Januar 1906.)
Wird es noch schneller bewegt, so nehmen wir keine Farbe
mehr wahr, wir können sie aber auf der photographischen
Platte feststellen. Bewegt sich das Licht langsamer als
481 Billionenmal, so entsteht keine Farbe, sondern Wärme.
Der Eedner schilderte nun die Strahlenbrechung im Prisma
und die Entstehung der Spektralf arben. Eine grosse Zahl
vorzüglicher Versuche über die Durchlässigkeit der Lichtstrahlen
bei denselben, sowie die substraktiven und additiven
Farbenmischungen durch Lichtbilder gestalteten diesen Teil
des Vortrags besonders interessant. Schliesslich wurde dann
noch das Sehen mit beiden Augen behandelt, das dazu
dient, dass wir in die Tiefe sehen können und nicht nur
Flächen, sondern Körper wahrnehmen (Stereoskop).
^) Ein prophetischer Dichter. Im Jahre
1863 erschien Wilhelm Rabe'B wundervoller Roman „Die
Leute aus dem Walde". Da spricht der Hauptmann a. D.
Konrad v. Faber, eine kluger Globetrotter, am Grabe eines
Paares, das man an der kalifornischen Küste des Stillen
Ozeans gebettet hat, die Leichenrede und sagt: „Ich sage,
Gentlemen, dies ist eine gute Stelle, um zu liegen und
auszuruhen und auf die Tritte der Kommenden zu horchen.
Hört ihr die Schritte? Einzeln, zu Zweien, zu Zwanzigen
— Tausenden — Millionen — the whole heg! Es wird
eine Zeit geben, da wird die grosse Flagge der Zukunft
hier entfaltet sein. Dann gibt es vielleicht ein England
des Stillen Ozeans, welcher dann sehr lebendig sein wird.
Wir nennens heute Japan und stehen davor, wie vor
einem dunklen, stummen Rätsel. In jener Zeit werden
gewaltige neue Nationen auf riesenhaften Schiffen zwischen
den Ufern Asiens und Amerikas verkehren, wie jetzt
zwischen Hull und Hamburg, Dover und Calais. Da wird
die Zivilisation ihren Lauf um den Erdbali vollendet haben."
(N. W. J. v. 31. Aug. 1905. Vergl. unsere K. N. d) im
Dez.-Heft v. J. S. 743/44.)
Ä) Rückschreitende Träume. Interessante
Mitteilungen über die eigenartige Erscheinung der Examensträume
finden sich in der letzten Nummer der Wochenschrift
„Medizinische Klinik" aus der Feder des Nervenarztes
Dr. Hess in Görlitz. Es sind damit die Träume gemeint,
durch die der Träumende sich in das Examen zurückversetzt
fühlt. Dr. Hess hat, seinem Berufe entsprechend, vorwiegend
mit Aerzten über diese Frage gesprochen, und dabei wurde
ihm von allen versichert, dass nie etwa die ärztlichen
Prüfungen den Inhalt ihrer Träume bilden, sondern dass
es sich häufig um das Abiturientenexamen handle. Diese
Traumgebilde, die meist erst nach dem 40. Lebensjahre
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