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58 Psychische Studien XXXIII. Jahrg. 1. Heft. (Januar 1906.)
durch klare und eingehende Darstellung der Tatsachen, wie durch
scharfsinnige, ruhige Erörterung aus. Die beigegebenen Photographien
erhöhen den Wert. Der Inhalt dürfte den Lesern dieser
Zeitschrift zu grossem Teile bekannt sein. Doch möge nochmals
hervorgehoben werden, dass das Buch durch E. v. Harlmann's Schrift
über den Spiritismus veranlasst wurde, dass es dessen Bedenken zunächst
dadurch entgegenkommt, dass es vorschlägt, die Bezeichnung
„Spiritismus" durch die (allerdings sprachlich nicht gerade glückliche
) Bildung ,,Mediumismus" zu ersetzen, weil darin keine Hypothese
enthalten ist, darauf aber feststellt, das» für die Erklärung der
betreffenden Erscheinungen eine dreifache Grundlage denkbar sei.
Es kann sich handeln 1) um unbewusste psychische Vorgänge innerhalb
der körperlichen Sphäre des Mediums; 2) um Vorgänge ausserhalb
dieser Sphäre, die daher auch nicht rein psychischer Natur zu
sein brauchen, dann aber einen besonderen „Metaorgan'smus" (Peri-
sprit) voraussetzen; 3) um Vorgänge von beiderlei Art, die auf einen
Intellekt hinweisen, als dessen Träger weder das Medium, noch die
Sitzungsteilnehmer gelten können. sondern entweder ein menschliches
Wesen, das seinen materiellen Leib abgelegt hat oder ein
überirdisches Wesen von einer Art, „welche wir noch nicht kennen"
(daher auch nicht ohne dringendste Gründe zur Erklärung herbeiziehen
werden). Hierdurch sind die drei Gebiete des Personismus,
Animismus und Spiritismus gegeben, mit deren letzterem sich der
Verf. vorzugsweise beschäftigt, nachdem er eine historische TJeber-
sicht der antiapiritistischen Theorien vorausgeschickt hat. Es
werden die Materialisationserscheinungen, die physikalischen Erscheinungen
, der Vorstellungsinhalt der verschiedenen Atten von
Kundgebungen erörtert, und nachdem auf die Manifestationen hingewiesen
ist, die dem Willen, den üeberzeugungen, dem Charakter,
der Bildungsstufe des Mediums fremd sind, die sich auf Tatsachen
beziehen, welche dem Medium sowohl, als den Beisitzenden unbekannt
sind, ferner auf die physikalischen Vorgänge, die unmöglich
durch die Teilnehmer bewirkt sein können, wird eingehend die
Ge;sterhypothese untersucht und an der Hand der Erfahrung durch
schwerwiegende Gründe unterstützt. — Wenn schon die Abfassung
dieses einen Werkes dem Verf. zu dauerndem Verdienste gereichen
würde, so ist nicht zu vergessen, dass er über ein Menschenaiter,
bis zu seinem am 17. Jan. 1908 erfolgten Tode, bemüht gewesen ist,
die Kenntnis supernormaler Vorgänge zu fördern, durch eigene Beobachtungen
und eigene Schriften, durch Begründung unserer Zeitschrift
„Psychische Studien", durch Uebersetzungen fremder Werke
— von Cox, Crookes, Davis, Edmonds, Falmestock, Hare, Owen.
Wallace u. a. —, wie sie seit 1867 unter Mitwirkung von Dr. Gr. C.
Wütig in deutscher Ausgabe erschienen sind und mit dem gegenwärtigen
Werke zusammen als „Bibliothek des Spiritualismus für
Deutschland41 eine Zierde des umfangreichen 0. Mntz^chm Verlages
bilden. Die „autobiographische Skizze4- Aksakow's, die dieser
4. Auflage vorgedruckt ist, gibt über diese Bemühungen interessante
Aufschlüsse — so z. B. über die Schwierigkeiten, womit seine Veröffentlichungen
gegenüber der russischen Zensur lange zu kämpfen
hatten, über die Eeisen, zu denen seine Forschungen ihn veranlassten
, über die Forscher und die Medien, deren Bekanntschaft
er dabei machte. Erwähnt sei daraus nur, dass sein Interesse ausging
von dem Studium Swedenborg's, in dessen Sinne er in seinem
Erstlingswerk (1868) fünf Kapitel des Johannes - Evangeliums erklärte
, dass seine besondere Richtung aber durch die Schriften von
A. J. Davis bedingt wurde, die ihn zuerst mit seinem treuen Mit-
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