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Literatlirbericht.
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Das Schlusskapitel endlich schält uns die Idee des Bundes, befreit
Ton allen Schlacken, heraus. Die Schlussworte lauten: „In der
Eosenkreuzerei haben wir ein schönes Blatt echten Menschentums
und edler Menschlichkeit vor uns." — Das kleine, aber inhaltsreiche
Werk Dr. Frendenberg^ gehört in die Bücherei jedes Okkultisten
und Historikers und kann warm empfohlen werden.
Dr. med. Wolf gang Bolm, Breslau X.
Goethe und die königliche Kunst. Von Dr. Hugo Wernekke (vormals
Meister vom Stuhl der Loge Amalia in Weimar). Mit 11 Bildertafeln
und 3 Faksimiles. Verlag von Pöschel Sc Kippenberg in
Leipzig. 194 S. 8°. Geh. M. 5.—, in Leinen geb. M. 6.—.
In einer Zeit, wo der Hass und die Unduldsamkeit der Parteien
von neuem jene unnatürlichen Schranken von Nation und Konfession
aufrichtet, die man in Deutschland zur Zeit eines Lessing, Herder,
Schiller und Goethe schon im Bewusstsein aller höher Gebildeten
für beseitigt halten konnte, und wo allüberall durch den politischen
Hader alle Gegensätze der Abstammung und des Standes schärfer
und verhängnisvoller als je betont werden, darf man sich wohl
wieder des kosmopolitischen Kulturideals erinnern, das damals in
erster Linie der Freimaurerorden im Sinne jener Geistesheroen in
stillen Logenräumen pflegte und von dort zum Heile der Menschheit
in den massgebenden Kreisen verbreitete. Keiner aber hat die
ewig wahre, auch vom Christentum verkündete Lehre der liebevollen
Toleranz jeder ehrlichen Ueberzeugung und der auf Selbstzucht
beruhenden Selbstveredelung eindringlicher nach Theorie und
Praxis gelehrt und dargelegt als Goethe, der dem genannten Bund
mehr als fünfzig Jahre als tätiges Mitglied angehörte. Es ist deshalb
obiges Buch unseres hochgeschätzten Herrn Literaturberichterstatters
, das zum ersten Male eine erschöpfende Darstellung der
inneren und äusseren Beziehungen Goethe's zum Freimaurerbunde
gibt, mit Freuden zu begrüssen. Die überaus fleissige und mit
feinem Takt durchgeführte Arbeit enthält in wörtlichem Abdruck
alles, was Goethe selbst zu Logenfeiern und Logenzwecken gedichtet
und geschrieben hat, sowie was von anderen in den Bäumen der
(vom Verf. bis vor kurzem geleiteten) Loge „Amalia" zu seinen
Ehren, so lange er lebte, und nach seinem Tode zu seinem Gedächtnis
gesprochen und gesungen wurde. Hofrat Wernekke, als gründlicher
Kenner maurerischer Geschichte in den Kreisen der Ein-
feweihten längst rühmlich bekannt, zeichne c uns des unsterblichen
[eisters Bild auf dem Hintergrund der für das deutsche Logenwesen
wichtigsten Epoche, die zugleich an dem Fürstensitz Karl
August's die edelsten Blüten humanen Schrifttums zeitigte. Das
von der Verlagshandlung durch vortreffliche Bilder der hervorragendsten
Persönlichkeiten prächtig geschmückte Buch wird nicht
nur den Freimaurern aller Systeme, sondern auch den zahlreichen
Goethefreunden und — wegen des darin enthaltenen, bisher ungedruckten
und wenig bekannten Materials — vor allem den Goetheforschern
eine hochwillkommene Gabe sein. Aber auch die Spiri-
tualisten-Kreise werden ihre helle Freude an dieser Arbeit haben,
denn: „Wen solche Lehren nicht erfreun, der ist nicht wert ein
Mensch zu sein/ Fritz Fremar.
Die sexuelle Frage. Von Prof. Avgust Forel Verlag von Ernst Reinhardt
(München). 587 S. — Preis fr. 10.70, geb. fr. 12.70.
Das wertvolle, der Frau Prof. Forel gewidmete Buch, welches
eine der aktuellsten Zeitfragen in Verbindung mit Beligion, Moral,
Pädagogik, Kunst, Politik, Handel und soziologischen Grundsätzen
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