http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1906/0079
De Fremeiy: Anleitung zur Kenntnis des Spiritismus 69
Existenz ist kein Zweifel So gewinnt die Ansieht, dass
auch das Organ des Geruchssinns durch Schwingungen gereizt
wird, immer mehr an Feld. Bei uns Menschen ist
dieses Organ von einer Generation zur anderen zurückgegangen
; wenn wir aber den Spürsinn eines Jagdhundes
besässen, würden wir die Erde von einer ganz neuen Seite
aus kennen lernen, —
Bisher glaubte man, die Reizung des Geruchsorgans
entstehe durch direkte Berührung von ganz kleinen Teilchen
des Riechstoffes mit den Ausläufern der Geruchsnerven.
Für die Hypothese aber, dass unser Geruchsorgan auch
durch Schwingungen gereizt werden kann, welche von den
Riechstoffen ausgehen f sprechen verschiedene Tatsachen«
Vor allem gibt es geruchverbreitende Stoffe, die weder an
Gewicht, noch an Grösse abnehmen; wenigstens ist es mit
den feinsten Messinstrumenten nicht gelungen, eine Abnahme
zu konstatieren. Von Verflüchtigung kann bei diesen
Stoffen deshalb keine Rede sein, weil es eine Anzahl von
Stoffen gibt, die verdampfen, aber nicht riechen. Es gibt
Stoffe, die jeder für sich einen starken Geruch verbreiten,
die aber, sobald man sie zusammenbringt, eine geruchlose
Mischung bilden, ohne dass durch chemische Verbindung ein
neuer Stoff entstanden ist, z. B. Kaffee und Jodoform.
Diese Erscheinung ist derjenigen analog, welche sich zeigt,
wenn eine warme und eine kalte Flüssigkeit mit einander
vermischt werden: die Eindrücke, welche unser Gefühlssinn
von jeder dieser Blüssigkeiten besonders erhalten würde,
werden durch die gleichzeitige Einwirkung von beiden aufgehoben
. Ordnet man riechende chemische Verbindungen
derselben Art nach der Reihenfolge der Streifen, die sie im
Spektrum entstehen lassen, dann ist diese Reihenfolge dieselbe
, wie wenn mau sie nach dem Masse ihrer mehr oder
weniger starken Geruchverbreitung geordnet hätte. Die
Gerüche besitzen die Eigenschaft, die ausstrahlende Wärme
zu absorbieren, während sie selbst von verschiedenen Stoffen
absorbiert werden, Die Farbe dieser Stoffe ist von Ein-
flu8S auf ihre absorbierende Fähigkeit. Anatomisch haben
die Geruchsnerven denselben Ursprung wie die Gesichtsnerven
, und da diese Verwandtschaft auch embryologisch
festgestellt ist, wird es wahrscheinlich, dass sie auch auf
analoge Weise fungieren, d. h. auf Schwingungen reagieren.
Wenn es gelungen sein wird, die Existenz dieser Geruchsschwingungen
nachzuweisen und ihre Eigenschaften festzustellen
, sind wieder einige weitere Glieder der Schwingungsreihe
bekannt geworden. Gegenwärtig stehen wir noch vor
der Tatsache, dass bloss ein Drittel dieser Reihe bekannt
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1906/0079