Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
33. Jahrgang.1906
Seite: 72
(PDF, 221 MB)
Bibliographische Information
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72 Psychische Studien. XXXIII. Jahrg. 2. Heft. (Februar 1906.)

feinerten und lokalisierten Ausläufer eines einzigen Organs,
des Gehirns, und repräsentieren sie nur eine einzige Wahrnehmungsweise
, die Empfindlichkeit für verschiedene
Schwingungserscheinungen.

Es ergibt sich aus der Art der Sache, dass der Kampf
ums Dasein ausschliesslich die Entwicklung von Empfindung
für die Schwingungszustände befördert hat, welche darin
vorteilhaft sein konnten. Allein damit ist nicht gesagt,
dass die Möglichkeit zum Wahrnehmen anderer
Schwingungsgeschwindigkeiten, wofür unsere Sinneswerkzeuge
unempfindlich sind, ausgeschlossen ist. Es klingt
ganz annehmbar, bloss dasjenige anzuerkennen, was in den
Bereich der Wahrnehmung unserer Sinnesorgane fällt. Es
erregt den Anschein, als ob man sich dadurch auf den
festen Boden des exakten Wissens stelle. Aliein in Wirklichkeit
setzt man damit der Wissenschaft sehr enge
Grenzen und läuft man Gefahr, absichtlich einer Menge
von Erscheinungen die Türe zu verschliessen, die unseren
wissenschaftlichen Gesichtskreis erweitern könnten, ünsere
Sinnesorgane sind schlechte und kurzsichtige Führer, die
uns oft irreführen und zu übereilten Urteilen veranlassen.
Sollen wir ihnen deswegen den Dienst aufkündigen? Dann
können wir aber keinen Schritt weiter machen; denn wenn
es auch möglich ist, dass sie uns manchmal ein Irrlicht vorhalten
, ist es doch die einzige Erscheinung, welche die absolute
Finsternis durchbricht, die uns sonst umgeben würde.
Wird man das Kerzenlicht auslöschen, weil es nicht die
Stärke des Sonnenlichts hat? Das wäre Torheit! Allem
angesichts der geringen Macht unserer Sinnesorgane müssen
wir uns vor jeder Anmassung hüten und mit unserem Urteil
über Erfahrungen nicht voreilig sein, welche ausserhalb
des Rahmens unserer heutigen Entwickelung liegen. Die
Geschichte der Wissenschaften lehrt uns, wie die Gelehrten
das zuweilen vergessen haben. Eine Reihe neuer Entdeckungen
sind für unmöglich erklärt worden.

Der Fall von Meteorsteinen wurde von dem grossen
Chemiker Lavoisier für unmöglich erklärt. Er schrieb eine
gelehrte Abhandlung, um zu beweisen, dass so etwas nicht
stattfinden könne. Und doch war der Steinfall, der ihm zu
seinem Aufsatz Veranlassung gegeben hatte, bis in seine
Einzelheiten wahrgenommen worden. Man hatte die feurige
Kugel zerplatzen gesehen und gehört, man hatte die Steine
fallen sehen und sie aufgehoben, solange sie noch heiss
waren, und man hatte das Urteil der Akademie der Wissenschaften
darüber erbeten. Allein sie hatte durch den
Mund ihres Berichterstatters erklärt, dass die Sache un-


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