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90 Psychisohe Stadien. XXXIIL Jahrg. 2. Heft. (Februar 1906.)
Hai 8, Füssen drei- und vierfach an seinen Stuhl festbanden
. und die Enden an den mit Teppich belegten Erdboden festnähten
. Das Sitzungszimmer lag ungefähr 40 Fuss über
der Strasse. Miller war während der ganzen Sitzung nicht
im Trance und das Kabinett fast immer offen. Trotz
dieser schweren Bedingungen materialisierten
sich nach und nach 9 Phantome, die
teilweise sich bis auf 3—4 m vom Medium entfernten.
Betsy, der Hauptkontrollspiritf entfernte aich so weit, dass
Mr. Miller rief: „Betsy come back, i feel terrible (Betsy,
komm zurück, ich leide furchtbar)!*«
Es ging mir nachher von Prof. van der Naillen ein sehr
langes, ganz ausführliches Protokoll in französischer Sprache
zu, das ich, mit einem Einladungsbrief meinerseits für
Bockas j zur Weiterbeförderung nach Paris zurücksandte.
Es gab nicht einen in dieser Sitzung von 16 Personen, worunter
mehrere ausgesprochene Skeptiker waren, der nicht
durch diese Sitzung unter solchen Bedingungen von der
Echtheit der Phänomene überzeugt worden wäre.
In einer drei Tage später im Hause des Mr. Miller
abgehaltenen Sitzung ereignete sich etwas, was so interessant
war, dass ich es nicht übergehen möchte. Die Sitzung
fand mittags 1 Uhr statt. Bevor sie begann und während
Mr. Miller vor dem Kabinett staud, hörte ich die Stimme
Betsy*'s (natürlich in englischer Sprache) flüstern: „Gehe mit
dem Professor einen Augenblick in die Sonne.1' Ich nahm
Mr. Miller unter den Arm und ging mit ihm auf die Strasse,
die man direkt aus dem Sitzungszimmer durch Oeffnen
einer Türe erreichte, worauf wir sofort zurückkehrten. In
demselben Moment, als wir in das dunkle Zimmer eintraten
, sah ich und alle Anwesenden Mr. Miller vollkommen
besät von einer leuchtenden, weissglitzernden
Masse gleich Schnee, womit sein dunkler Cheviot - Anzug
vollkommen bedeckt war. Ich habe eben diesen merkwürdigen
Vorgang einige Male beobachten können; selbst
wenn er nicht vorher in die Sonne, allerdings nur für einen
Moment, gegangen war, wurde sein Anzug, sobald das
Zimmer verdunkelt war, nach und nach wie in Schnee eingehüllt
. Das ist offenbar das weisse Magnetismus-Element,
das die Phantome zu ihrem Aufbau gebrauchen, im Gegensatz
zu dem blauen, der im Heilmagnetismus wirksam ist.
Schwerer ist es schon für Phantome, in den Kleidern
zu erscheinen, die .sie bei Lebzeiten trugen, da sie diese
Stoffe von den Anwesenden nehmen müssen, während sie
den „weissen Magnetismus" — so sagten sie mir wörtlich
— in der Atmosphäre fänden. Ein anderer, nicht weniger
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