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Tyndel: Animismus oder Spiritismus ?
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in seinem neuesten Werk: „Neue Zeugnisse für die Stellung
des Menschen in der Natur" entwickelt; hat doch ein
anderer geistvoller Vorkämpfer des Spiritismus, Gamille
Flammarion, in seinem Werkchen „Das bewohnte Weltenall"
gezeigt, dass man sehr wohl Spiritist sein kann, wenn man
auch den Menschen zu einem verhältnismässig winzigen
Atom herabsetzt, deren es auf anderen Planeten Millionen
und aber Millionen gibt.
Animismus oder Spiritismus?
Von S. Tyndel, cand. jur. in Kolomea (Galizien). *)
Versuch einer Erklärung, warum bei spiritistischen
Sitzungen meistens die eigenen Gedanken und Begriffe des
Mediums wiedergegeben werden:
Forscher auf dem Gebiete des modernen Experimental-
Spiritismus werden wohl bei Sitzungen oft die Beobachtung
gemacht haben, dass die sogenannten Intelligenzen nur
selten frappante Beweise dafür, dass sie verstorbene Menschen
seien, liefern, dass vielmehr in ihren Kundgebungen auch
unzählige Widersprüche, ünklarheiten, trügerische Prophezeiungen
kommender Ereignisse, ja nicht selten irreführende
Ratschläge bezüglich beabsichtigter Handlungen
usw. enthalten sind.
Besonders liefert die ausschliesslich den Ideengang
ihrer Verfasser verkörpernde, ideal menschliche Verhältnisse
schildernde Literatur des sogenannten Offenbarungsspiritismus
den Skeptikern Wasser auf ihre Mühle und verursacht
dadurch, dass auch die sogenannten Tatbeweise, welche die
Urheberschaft dieser Phänomene auf verkörperte Astralwesen
zurückführen lassen, unbeachtet bleiben und von den Wissenschaftlern
höchstens für Dinge angesehen werden, die nicht
streng genug auf ihren wahren Wert geprüft worden sind.
*) Vergl. den Briefkasten im Dezemberheft v. J. S. 760. Kurz
nach Drucklegung desselben teilte uns der Herr Verf. brieflich mit,
dass ein Misserfolg im Studiengang seines dortigen Mediums, über
dessen phänomenale Leistungen in der ersten Hälfte des vor. Jahrganges
unserer Zeitschrift eingehend berichtet wurde, sowie eine
schwere Typhus - Erkrankung in dessen Familie und Hetzereien
Ton seiten der Geistlichkeit alle weiteren Versuche vorerst unmöglich
machten, so dass mehrere inzwischen eingegangene, sehr
schätzenswerte Einladungen zu weiteren Prüfungssitzungen —
so von Universitätsdozenten nach Lemberg, von Fürstin Karadja
auf ihr Schloss Bovigny und insbesondere von Freiherrn Dr.
v. Schrenck- Notzing — sehr bedauerlicher Weise nicht angenommen
werden konnten, obschon Verf. selbst mit einem Aufwand von
150 Kronen dem militärpflichtigen Medium bereits einen Eeisepass
und Zivilkleider besorgt hatte. — Eed.
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