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Tyndel: Animismus oder Spiritismus?
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in uns. Viele Menschen verspüren bisweilen deutlich ein
merkwürdiges Drängen zu Handlungen dieser oder jener
Art, sie fühlen oft Empfindungen durch ihren Körper
rieseln, deren Entstehen oder Herkunft sich nicht erklären
lässt.
Diese Erscheinung, die Medien in noch weit höherem
Grade eigen ist, wird auch die Ursache sein, dass so manche
Prophezeiungen aus solchen Kundgebungen in Erfüllung
gehen und dass manche auf diesem Wege erhaltene »Ratschläge
wirklich in der Zukunft sich als zutreffend erweisen.
Solche Fälle müssen aber zu den Seltenheiten gezählt
werden, wie die auf transszendentalem Wege zu erklärenden
Ahnungen wirklicher Vorgänge, bezw. zukünftiger Ereignisse
.
Aehnlich wie beim hypnotischen Zustand, der dem Subjekte
allmählich die Selbständigkeit entzieht und schliesslich
zu einer Erkrankung führt, wird dem sich kundgebenden
Astralwesen das Astralbewusstsein durch zu häufige
Experimente teilweise auch in seinen normalen Zuständen
sch#inden.
Nur ganz niedrige Geistwesen werden sich einem Medium
völlig anzupassen vermögen, wogegen den höher
stehenden dies ganz unmöglich sein dürfte. Aus eben
diesem Grunde dürfte es unseren Geisteskoryphäen nach
dem Tode im allgemeinen ganz unmöglich sein, sich auf
medialem Wege zu manifestieren.
Die Schattenseite des Anpassungsvermögens scheint mir
am drastischsten in dem Phänomen der Besessenheit und
der Spukerscheinungen zu Tage zu treten*
Die hinsichtlich ihrer Geistesentwickelung am niedrigst
stehenden Insassen der Astralebene, die sich nach den Erfahrungen
der Spiritisten hauptsächlich aus Verbrechern und
Selbstmördern, also aus in ihrem irdischen Dasein noch unreifen
Wesen, rekrutieren, scheinen für die jenseitigen Eindrücke
der Astralebene derart unzugänglich zu sein, dass
sie ihre irdische Individualität noch fast unverändert behalten
. Solchen Wesen kann eben deshalb von anderen
Geistwesen auch nicht geholfen werden, da sie solche-weder
wahrzunehmen vermögen, noch von ihnen wahrgenommen
werden* Dagegen finden solche Wesen im Diesseits leicht
Anpassungsobjekte, von denen sie dann total Besitz ergreifen
. Der Fremdling aus der Astralwelt fühlt und
empfindet, wie es scheint, vermöge der leichten Anpassung
ganz in dem von ihm besetzten Körper, $ als
wäre es sein eigener, und spricht aus dem Munde'der
„Besessenen." *
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