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106 Psychische Studien. XXXIII. Jahrg. 2. Heft. (Februar 1906.)
Diese unglücklichen Individuen werden auch ohne Medium
imstande sein, ihre Verfolger zu erkennen, weil sie
eben noch in der Lage sind, physisch an den Stätten ihrer
Verbrechen zu weilen und dort Spukerscheinungen hervorzubringen
. Auch dieser Umstand, dass diese sogenannten
Dämonen oder bösen Geister mit Vorliebe in den Stätten
ihrer irdischen Tätigkeit weilen, zeigt klar, dass hier die
Anziehungs «, bezw. Anpassungskraft wirkt. Dabei scheint
ihre unreine irdische Aura in hohem Grade noch in ihrem
jetzigen Zustand mitenthalten zu sein, was ein zweites An-
passungsobjekt, ein Medium, entbehren lässt.
Solchen noch in der irdischen Sphäre gefangenen Ent-
körperten können nur Menschen helfen, die sie wahrzunehmen
vermögen, keineswegs aber höhere Geistwesen, wie
dies irrig vielfach behauptet wird.
Was schliesslich die physikalischen Erscheinungen im
modernen Spiritismus betrifft, so machen wir hierbei oft die
Wahrnehmung, dass Medien, die ausschliesslich physikalische
Erscheinungen bewerkstelligen, unwesentliche Kundgebungen
geistiger Art äussern, während andererseits erprobte Trancemedien
unwesentliche physikalische Erfolge zu verzeichnen
haben.
Der Grund dieser Erscheinung liegt wohl eben in der
mangelnden Anpassungsfähigkeit; die Wirksamkeit auf einem
Gebiete dürfte das Wirkungsvermögen auf dem anderen
unmöglich machen oder doch stark beeinträchtigen.
Durch die Anpassungstheorie, also durch die Annahme,
dass die Astralbewohner durch Verbindung mit unserer Daseinsebene
ihrem Bewusstsein teilweise entrückt werden,
dürfte es verständlich werden, warum fast alle Religionssysteme
nur ein zeitweises Trauern um Dahingeschiedene
anempfehlen. Auch die Volkspoesie lässt in der Sage die
Dahingeschiedenen unter dem zu grossen und fortwä irenden
Trauern ihrer Angehörigen leiden.
Ein zeitweises Verweilen der Bewohner der Astralwelt
auf unserer Erde wird, wenn sie auch für unsere Sehorgane
unsichtbar bleiben, nicht nur der Abgeschiedenen wegen
notwendig sein, um ihnen nicht plötzlich die gewohnte
Geistesnahrung zu entziehen, sondern auch den in unserer
Welt lebenden Geschöpfen zum Vorteil gereichen, während
ein zu häufiger oder gar gewaltsam herbeigeführter Ver-
kehr eine gegenseitige Schwächung und Störung zur Folge
haben dürfte.
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