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Foges: Unerhörte Pflanzenkunde*
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Unerhörte Pflanzenwunder. *)
Von IVlax Vogen.
Ein wahres Frühlingsbuch, eine grüne Oase in den
Sandwüsten moderner Vielschreiberei, ein Buch, das sich
liest wie die herrlichsten Gedichte in Prosa, ein wahres
Volksbuch, als ein solches möchte ich ein schlankes Bändchen
mit schönem, farbigem Umschlag und sinnreichen
Illustrationen bezeichnen, das heute bereits in zehnter Auflage
vorliegt, ein Beweis für seine werbende Kraft, — Ä.
Francas Büchlein: — „Das Sinnesleben der Pflanzen
"**) R. H. France ist der Wilhelm BÖl sehe der Botanik.
Derselbe glückliche Ton populärwissenschaftlicher Darstellung
, derselbe überlegene Humor eignet ihm; aber ich
möchte sagen, dass ihn vor Bölsche eine noch zartsinnigere
Poesie, eine grössere Gefühlstiefe auszeichnet. Der reizvollen
Darstellung dieses Buches wird sich kaum ein Leser
entziehen können. In wundervoll geistreicher Weise, niemals
dozierend, sondern den Leser zum Teilnehmer seiner
Forschungen und Beobachtungen machend, so dass er die
Freude der Entdeckung mitempfinden kann, führt Fronet
den Leser zu einer wunderbaren Erkenntnis, zu der Sicherheit
, „dass das Pflanzenleben eins ist mit jenem der Tiere,
mit dem von uns selbst, dass das Sinnesleben der Pflanze
eine primitive Form, der Anfang des Menschengeistes, ist."
Wir wollen einige Proben aus Francis Darstellung
anführen. Bevor wir aber dies tun, möchten wird als charakteristisch
für den Verfasser des Buches vom „Sinnesleben
der Pflanzen", als charakteristisch für seinen feinen
Humor und seine delikate Ironie reproduzieren, wie er, vielleicht
etwas mutwillig und perückenzausend den Botaniker
oder besser gesagt den Biologen der Pflanzenwelt von heute
dem Botaniker einer erst ganz unlängst verflossenen Zeit
gegenüberstellt. Franci schreibt: „Man hat uns der Natur
entfremdet. Der Satz erscheint manchen wohl etwas zu gewagt
— und doch kann man getrost für ihn eintreten. Er
hat seine lange und unerquickliche Geschichte, die schon
bei Aristoteles beginnt und mit Buchstabengläubigkeit und
*) Wir entlehnen dieses hübsche Feuilleton über ein besonders
für die wichtige Frage vom Seelenleben der Pflanzen hoch bedeutsames
Werk des auch den Lesern der „Psych, Stud." durch
seine das metapsychische Gebiet berührenden Forschungen rühmlichst
bekannten Biologen dem „N. Wiener Journal" vom 28. V.
'v. J. — Red.
**) Mit zahlreichen Originalzeichnungen des Verfassers. Stuttgart
. Kosmos, Gesellschaft der Naturfreunde. Geschäftsstelle:
Franckh9Bohe Verlagshandlung.
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