Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
33. Jahrgang.1906
Seite: 116
(PDF, 221 MB)
Bibliographische Information
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116 PsyoMsehe Studien. XXXIII. Jahr*. 2 Heft. (Februar 1906.)

Berichten und Hypothesen lächelte* Da wandte sich eine
anmutige Dame an ihn mit der Frage, ob ihm denn wirklich
noch nie etwas begegnet sei, das ihm unerklärlich
schiene. „In meinen jungen Jahren", antwortete der Arzt,
„hatte ich einen Traum, oder richtiger gesagt, eine Reihe
von Träumen, die an Seltsamkeit alles übertrifft, was ich
je gehört habe. Wenn Sie wünschen- will ich es Ihnen
gern erzählen." Und auf die einstimmige Bitte der Versammlung
begann der Doktor: „Vor zwölf Jahren hielt ich
mich eines Sommers in Biarritz auf, um Seebäder zu nehmen.
Hier verliebte ich mich in eine Engländerin, die eine merkwürdige
, mit Fisehsehuppen garnierte Badetoilette zu tragen
pflegte. Sie war eine sehr originelle Dame, voller eigen-
tümlicher Einfälle und Ideen. Eines Morgens lud sie mich
und ihre anderen Bewunderer um drei Uhr früh schon zu
einer Bootfahrt ein. Wir beobachteten von unserm kleinen
Boot aus die Sterne und sprachen von den vermutlichen
Wanderungen der Seelen von einem Planeten zum andern.
Als ich nach Hause kam, war ich sehr müde, so dass ich
beim Lesen eines auf dem Schreibtisch vorgefundenen Briefes
in meinem Stuhl einschlief. Kaum hatte ich die Augen
geschlossen, als ich mich in einer grossen unbekannten Stadt
zu befinden glaubte und aus einem fremden Hause heraustrat
, vor dem ein Leichenwagen stand. Es war ein verdeckter
Wagen, rings herum durch Glaswände geschlosen,
mit einer hinteren Tür, durch die der Sarg hineingeschoben
wurde. Neben dem Wagen stand ein Knabe von etwa
fünfzehn Jahren, in einem galonierten schwarzen Rock mit
Metallknöpfen. Als er mich sah, öffnete er die Tür des
Leichenwagens, verneigte sich und machte mir eine artige
Bewegung mit der Hand, mich zum Einsteigen auffordernd.
Obwohl sich im Traum oft die seltsamsten Dinge ereignen,
erinnere ich mich doch, dass ich heftig erschrocken war
und so heftig zurückschnellte, dass ich mit dem Kopf gegen
die Stuhllehne stiess. Natürlich erwachte ich sofort.

Während der beiden nächsten Tage vergass ich an der
Seite meiner Schönen den merkwürdigen Traum vollständig.
Aber in der dritten Nacht wiederholte er sich in erstaunlicher
Uebereinstimmung. Und danach kam er regelmässig
in jeder dritten oder vierten Nacht wieder. Schliesslich wurde
ich unruhig. Das Merkwürdigste war, dass das Haus, der
Wagen, die Kleidung und das Gesicht des Knaben sich
stets gleich blieben, und dass der Knabe mich stets mit der
gleichen Artigkeit bat, einzusteigen. Ich behielt das alles in
ganz sicherer Vorstellung: seine Tracht, die Metallknöpfe, sein
blondes Haar, seine grauen Augen, die weit auseinander


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