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154 Psychische Studien. XXXIII. Jahrg. 3. Heft. (März 1906.)
beste Platz ist noch „Ocean Park", allerdings weder ein
Ostende, noch ein Nizza! Gestern nun, den 24. April 1905,
fuhr ich mit der Electric Car durch Saatenfelder, die um
diese Zeit schnittreif sind, vorbei an Hollywood, einer
französischen Kolonie, und entlang den Ausläufern der süd-
wider, ablehnte. — Efimcke, der durch eine astrologische Nativität,
wornach er „die Dame seines Herzens nie bekommen" würde, noch
mehr aufgestachelt, seinen ganzen Hass jetzt auf mich übertragen
hatte, oder ihm nahestehende Personen scheinen nun, nach meiner
Abreise von Berlin die bei der nachherigen Gerichtsverhandlung genannten
Zeugen, bezw. Angeklagten gegen mich zu falschen Aussagen
bestimmt zu haben. Schon seit 1894 hatte ich nämlich, weil
bekanntlich in Deutschland einem Magnetiseur das Leben durch
allerlei Chikanen von Aerzten und Behörden nicht gerade angenehm
gemacht wird, die Absicht gehabt, nach Amerika überzusiedeln,
worüber ich mich schon 4 Jahre vor meiner definitiven Abreise (s
„Psych. Stud.* 1898 , S. 471) deutlich genug ausgesprochen habe.
Da nun Frau v. Z., als eifrige Anhängerin des Spiritismus, amerikanische
Medien kennen zu lernen wünschte und sich zugleich allen
ihr von seiten des E. drohenden weiteren Unannehmlichkeiten einfür
allemal entziehen wollte, so begleitete ich sie — unverheiratet,
wie ich bin — gerne dorthin. Den Vorwurf, Zeugen zum Meineid
angestiftet zu haben, weise ich aufs entschiedenste zurück und
schwöre bei allem, was mir heilig ist, mich mit diesen im Zimmer-
matm'schen Haus bedienstet gewesenen Leuten niemals über diesen
ganzen Schmatz unterhalten zu haben. Ich kann mir die unverantwortlichen
Aussagen dieser Angeklagten nur damit erklären, dass
sie vielleicht durch den Untersuchungsrichter eingeschüchtert
wurden, wie es seiner Zeit auch Frau Valeska Töpfer gegangen ist
(s. „Psych Stud.* 1892, S. 32F, die mir persönlich erzählte, man
habe ihr mit sofortiger Haft gedroht, wenn sie nicht zugebe, geschwindelt
zu haben, worauf sie aus Angst alle weiteren inquisitorischen
Fragen mit Ja beantwortet habe. Was endlich die schon früher
von mir zurückgewiesene, übrigens |a auch von den Sachverständigen
und vom Staatsanwalt bei der Verhandlung nicht festgehaltene
Beschuldigung einer hypnotischen Beeinflussung betrifft,
so ist Frau v. Z. schon 1902 auf Veranlassung der Staatsanwaltschaft
vom Gerichtsarzt Prof. Dr Pnj)pe auf ihre Empfänglichkeit
für Suggestionen ohne jeden Erfolg untersucht worden,
welches Gutachten bei den Akten liegen raus* ... Ganz ergebenst
W. jR.tf — Dem uns von Frau Rosa v. Zimmermann aus Pasadena,
dat. 9. Jan. 1906, zugegangenen ausführlichen Schreiben entnehmen
wir noch weiter, dass der spätere Landgerichtsrat J?.*fie schon seit
ungefähr 18 Jahren mit seinen Liebesanträgen verfolgt und dann,
weil sie seine Gefühle nicht erwidern konnte, aus Bache moralisch
zu ruinieren gesucht habe. Gleich bei ihrer ersten Vernehmung
in dieser Sache, die ihr schliesslich den Aufenthalt in
Berlin unerträglich machte, sei ihr von einem [nicht genannten] Beamten
gesagt worden, mit JRücksicht auf die Oeffentliehkeit werde
alles geschehen, um einen kgl. preussischen ßichter nicht fallen zu
lassen; eher werde man sie, zumal sie Spiritistin sei, ins Irrenhaus
bringen. E. sei übrigens tatsächlich wegen des ihrem f
Mann aufgedrungenen Kontrakts vom Disziplinargericht entmündigt
worden; ob dieses Urteil später — infolge aer veränderten Aussagen
der Zeugen —- wieder aufgehoben wurde, sei ihr nicht bekannt. E.
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