Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
33. Jahrgang.1906
Seite: 165
(PDF, 221 MB)
Bibliographische Information
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Nagel: Die bibl. Wunderberichte in okkultistischer Beleuchtung. 165

Unzulänglichkeit der „Schulweisheit" prägte. Mehr oder
minder dunkel ahnt oder empfindet der natürliche Mensch
das Weben und Walten geheimnisvoller, unbekannter Kräfte
und Mächte. Der Glaube an diese wird genährt und gestärkt
durch Geschehnisse, für die der ungebildete Verstand
eine natürliche Erklärung nicht gleich findet, durch
vermeintliche Wunder. Wer aber vermag so die Naturgesetze
aufzuheben, wenn nicht die Gottheit oder durch sie in den
Stand gesetzte himmlische oder irdische Werkzeuge?

Je geringer die naturwissenschaftliche Bildung war und
ist, um so fruchtbareren Boden fand und findet das Mirakelwesen
. Welchen Umfang der Wunderglaube daher
im Altertum haben musste, lässt sich erraten. Welche
Rolle das Wunder bei dem vauserwählten Volke" spielte,
lehrt das Alte Testament. Moses weiss, dass er die Führung
des Volkes nur dann übernehmen kann, wenn er sich durch
Wunder als Jahves Bevollmächtigten ausweist. Ein Wunder
ist nötig, um Josua als seinen von Jahve erwählten Nachfolger
zu beglaubigen. Dem reichen Kranze von Wundern,
die sich um Elids Persönlichkeit gebildet hatte, verdankt
dieser Prophet sicherlich das hohe Ansehen, das er noch
zu Jesu Zeiten genoss. Die jüngeren Propheten von Arnos
bis auf Maleachi wirkten hauptsächlich durch ihre gewaltige
Rede. Darum haben sie auf die grosse Masse des Volkes
nie einen bedeutenderen Einfluss gewonnen, die, wie es zu
allen Zeiten gewesen ist, über eine grob anthropomorphe
Gott es Vorstellung nie hinaus gekommen ist. Sehr lehrreich
in dieser Hinsicht ist die Geschichte von der Versuchung
Jesu. Der Teufel trat zu ihm, d. h. nach heutiger Vor-
steilung8weise: es tauchte in ihm der verlockende Gedanke
auf, sich durch ein recht augenfälliges Wunder als den ver-
heissenen Messias dem Volke auszuweisen. Jesus kannte
eben sein Volk ganz genau. Und als er am Kreuze hing,
forderten ihn seine Feinde auf, vom Holze herabzusteigen,
um durch dies Wunder seine Gottessohnschaft zu beweisen.
Man kann sich nun in der Tat wundern, dass trotz der
grossen Zahl von Wundern, die uns berichtet werden und
die doch nach der oft wiederkehrenden Formel: „das Gerücht
davon erscholl in das ganze jüdische Land" überall
bekannt sein mussten, — trotzdem die Kreuzigung stattfinden
konnte, ohne dass dadurch ein Aufruhr im Volke
erregt wurde. Es könnte hiernach fast scheinen, als seien
die Wundererzählungen im Laufe der Zeit vermehrt worden,
und was ursprünglich berichtet wurde, mag in ähnlicher
Weise auch von anderen hier und da gewirkt worden sein.
Denn sicherlich waren wunderbare Heilungen auch sonst


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