Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
33. Jahrgang.1906
Seite: 172
(PDF, 221 MB)
Bibliographische Information
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172 Psychische Studien. XXXIII. Jahrg. 3 Hett (März 190Ö.)

gewidmeter Mensch nicht teilen kann. Aber auch selbst
ihm zeigt der Fortschritt in den Erfahrungen Tag für Tag
wieder neue Fehlerquellen, die er bislang nicht erkannt hat,
und belehrt ihn so über die Tatsache, dass er, speziell in
dem betreffenden Punkte, trotzdem und alledem noch nicht
skeptisch genug gewesen ist. Das ist die allgemeine
Lehre, welche wir aus dem Benedikt'sehen Fall ziehen
müssen.

Es erfüllt mich daher jedesmal mit einer gewissen
Betrübnis, wenn ich, wie es in unserer gegenwärtigen okkultistischen
Literatur fast auf jeder beliebig aufzuschlagenden
Seite anzutreffen ist, lesen muss, dass die bösen Gelehrten
insgesamt, oder dieser oder jener einzelne, irgend eine von
glaubhaftester, zuverlässigster Seite beobachtete Tatsache anzuerkennen
aus wissenschaftlicher Einseitigkeit oder wisser-
schaftlichem Hochmut sich weigerten. Keine Frage, es gibt
beides, wissenschaftliche Vorurteile und wissenschaftliche
Ueberhebung, oder besser gesagt: Einseitigkeit und Hochmut
einzelner Wissenschaftler; denn die wahre Wissenschaft kennt
weder das eine uoch das andere, schliesst vielmehr beides aus.
Aber man möge doch jedesmal, wenn man über wissenschaftliche
Borniertheit oder Dünkelhaftigkeit zetert, zuschauen
, ob denn solcher Vorwurf in der Tat gerade in
dem betreffenden Falle zutrifft. Ein gewisser Skeptizismus,
auch gegenüber dem Zeugnis anscheinend gesunder Sinne,
ist weder beleidigend für den beteiligten Beobachter, noch
unwissenschaftliche Beschränktheit seitens des kritisch zur
Seite stehenden und nicht voll überzeugten Lesers oder Hörers.
Am allerwenigsten aber braucht es wissenschaftlicher Hochmut
zu sein. Die wahre Wissenschaft macht demütig, sie lässt
uns zumal recht klein von unseren sinnlichen Erkenntnissen
denken. Wer nun auf Grund mancher ernsten, bitteren
wissenschaftlichen Erfahrung eigenen oder Fremdbeobachtungen
mit einer gewissen Zurückhaltung gegenübersteht
und dann wahrnehmen muss, wie eine warmblütige, aber
durch wenig Sachkenntnis geleitete Umgebung ihm seine Be-
serve als wissenschaftlichen Hochmut auslegt, dem mag wohl
das Herz bluten, da er gern ,Ja' sagen möchte, wo er ,Nein*
sagen muss. Denn: „Ainieus Plato, amicus Aristoteles, magis
amica veritas!" Das heisst ins Deutsche und Moderne übersetzt
: „Ich bin du PreH Freund uud Heilenbach9s Freund,
noch mehr aber der Wahrheit Freund "*)

So hat mich denn der Fall Benedikt zu einer kleinen
Neujahrsepistel geführt, an die ich, als ich die Niederschrift

*) Ganz unser Standpunkt! — Red.


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