Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
33. Jahrgang.1906
Seite: 176
(PDF, 221 MB)
Bibliographische Information
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176 Psychische Studien. XXXIII. Jahrg 3. Heft. (März 1906).

lehnend verhalten würde, wenn seine jüngere Tochter ihren
dahinzielenden Einfluss weniger massgebend zur Geltung
brächte."

Es diente mir diese Aeusserung als Beweis, dass es
Wesen gibt, die nicht bloss Niedergeschriebenes — dem
gewöhnlichen Sehvermögen Unzugängliches — zu lesen im
stände sind, sondern auch die in den geheimsten Falten
der Seele verschlossenen Regungen solcher, die dem Medium
gänzlich unbekannt sind, und die ich im vorliegenden Fall
als zunächst Beteiligter nur zu ahnen vermochte, weshalb
ich demgemä8S mich stillschweigend in das Unabänderliche
fügte. —

Wie schwer es bei solchen Kundgebungen ist, die
Grenze zwischen Animismus (Psychismus) und Spiritismus
zu ziehen, ergibt sich aus folgendem Beispiel, dem allem
Anscheine nach lediglich die der Seherin innewohnende
und eigentümliche seelische Befähigung zu Grunde lag.

Unter den unerledigten Briefen bemerkte das Medium
ein mit Siegellack dick verschmiertes Kuvert. Ihre Miene
verzog sich zu einem spöttischen Lächeln, als sie dasselbe
hoch hob. „Die Adresse lautet an Mrs. Pepper, der Inhalt
besteht aus zwei anderen Kuverts, in denen ein Zettel
steckt, der die Frage enthält: „Ist meine Frau tugendhaft
?", also lautete das Orakel. „Sie dort hinten" — dabei
wies sie auf einen in meiner .Reihe sitzenden Fremden
mit prononziert irländischer Physiognomie — „stehen Sie
auf! Also, Sie wollen wissen, ob Ihre Frau tugendhaft ist?
Wie soll ich das wissen, wenn Sie es nicht können?"

Verwirrt entgegnete der Angesprochene: „Entschuldigen
Sie, Mrs. Pepper, Sie irren sich, die Frage habe ich nicht gestellt
." Mit den Worten: „Das wird sich zeigen" und dem
Ansuchen an eine in der vorderen Keihe sitzende Dame,
den Brief zu öffnen, schien die Sache für die Seherin erledigt
zu sein.

Die Beauftragte händigte das dem dritten Kuvert entnommene
Papier der letzteren ein, die dann dessen Inhalt:
„Is my wife virtuous?'< (Ist meine Frau tugendhaft?) laut
vorlas; dam; setzte sie hinzu: „Wenn Sie es genau wissen
wollen, dann fragen Sie Ihren neben Ihnen sitzenden
Freund." Aller Augen richteten sich auf einen modern
gekleideten grauhaarigen Mann, in dessen abstossendem Gesicht
sich keine Miene verzog, auch nicht, als der Orakelsucher
einen fragenden Blick auf ihn warf. Sich an die
Seherin wendend, sagte dieser: „Wenn nie zuvor, so bin
ich jetzt von der Wahrheit des Spiritismus überzeugt".
„Ist in diesem Falle durchaus nicht angebracht," erhielt er


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