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180 Psychische Studien. XXXIII. Jahrg. 3. Heft. (März 1906)
6) Das Telephon als Wünschelrute. Es
war Helmholtz, der mit Bezug auf das Telephon den Ausspruch
tat: „Es steckt mehr Physik in dem kleinen Dinge,
als es sich viele Gelehrte träumen lassen." Das bewahrheitet
sich alle Tage von neuem. Ueber eine eigenartige
Anwendung des Telephons, die an die neuerdings wieder
viel bestrittene und viel behauptete Auffindbarkeit von
Quellen mit Hilfe der „Wünschelrute" erinnert, berichtet
die Wiener „Zeitschrift für Elektrotechnik". Zwei englische
Ingenieure, Williams und ßaft, haben zur Aufsuchung
von Minerallagern oder unterirdischen Wasserläufen eine
elektrische Vorrichtung erdacht. Sie zerfällt in zwei Teile.
Der eine Teil enthält ein Induktorium, eine galvanische
Batterie, einen Umformer, eme Funkenstrecke und zwei
Erdplatten. Der zweite Teil besteht aus einem an zwei
Erdplatten liegenden Diaht, in den man ein Telephon oder
mehrere eingeschaltet hat. Mittels des Induktoriums werden
hochgespannte Induktionsströme erzeugt. Diese pflanzen
sich durch die Erde fort und können, wenn die Entfernung
nicht zu gross ist, durch das mit der Erde verbundene
Telephon wahrgenommen werden. Natürlich ist die Ueber-
tragung um so stärker, je besser das Erdreich leitet. Gibt
man nun den beiden Stromkreisen, beziehungsweise den
Erdplatten verschiedene Lagen im Gelände, — wobei die
Platten genügend tief eingegraben werden müssen —, so
zeigt eine Verstärkung der im Telephon wahrgenommenen
Töne an, dass zwischen den beiden Stromkreisen sich eine
besser leitende Erdschicht (Erzlager, Wasserader) befindet.
Mit dieser verhältnismässig einfachen und billigen Vorrichtung
sollen in Amerika und Sibirien bedeutende Erfolge
bei der Aufsuchung von Erzlagern erzielt worden
sein. („N. W. J.u vom 15. XII. 05.)
c) Volkshochschulvorträge. Prof. Dr. Raoul
Richter zu Leipzig hielt jüngst seinen vierten Vortrag über
Einführung in die Philosophie. Wir entnehmen
einem Referate des „Leipz. Tagebl." vom 13. Februar er.,
Nr. 78, 2, Beil.) über den bedeutsamen Vortrag folgendes:
Die Lehre vom Weitzusammenhang baut sich auf der aligemeinen
Wirklichkeitslehre auf. Wer nicht über das Reich
des Wissens erster und zweiter Ordnung hinausschweifen
will, dem geht die allgemeine Wirklichkeitslehre auf in ein
rein empirisches Weltbild. Ein solcher Philosoph sucht die
allgemeine Gesetzmässigkeit durch Vergleichung der Einzelwissenschaften
zu gewinnen. Er reinigt sie von allem Metaphysischen
und geht dann schliesslich auf die letzten Zusammenhänge
über. Diese Richtung nennt man Positi-
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