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188 Psychische Studien. XXXIII. Jahrg. Heft. (Märe 1906.)
verschiedene ihrer Lieblingsnahrungsmittel gab, je nachdem,
welches der verschieden gestalteten Holzstückchen sie aufhob
. Weit schwieriger fand er es, ihr den Unterschied
zwischen einer Raute und den übrigen Formen beizubringen.
Auch die Farbenunterschiede eignete sie sich mittels verschiedener
Nahrungsmittel an. In allen diesen Dingen erreichte
sie verhältnismässig bald eine grosse Meisterschaft. Die
allererste Schülerin bekam er im September 1904; als sie
jedoch schon schöne Fortschritte gemacht hatte, lief sie ihm
auf Nimmerwiedersehen davon. Er erteilt den Unterricht
in einer Lichtung von etwa 40 Ar, die er im Urwald aushauen
Hess, und wo er sich aus Bambus und Palmen ein leidlich
behagliches Wohnhäuschen erbaute, ungefähr 2 Grad
südlich vom Aequator, in einer Entfernung von 70 Kilometern
Lufdinie von der Küste, rund 165 Kilometer südöstlich
vom Kap Lopez. In dem betreffenden Forste gibt es
meilenweit keine Strassen oder Pfade und keine Spur
menschlicher Ansiedlung. Dort führt der Professor eiu
interessantes Einsiedlerleben.
/) 180 Gedanken per Minute. Ein hervorragender
Physiologe ist der Ansicht, dass, nachdem ein
Drittel Sekunde genügt, um einen Eindruck auf das Gehirn
hervorzurufen, ein Mann, der hundert Jahre gelebt
hat, in den Falten seiner Gehirnmasse mindestens
94(57280 000 Eindrücke gesammelt hat. Rechnen wir selbst
ein Drittel dieser Zeit für den Schlaf ab, so bleiben noch
immer 6311520000 Eindrücke — Zeichen der Erinnerung
— auf und in dem Gehirn > also 3155760000 Eindrücke
für den Menschen, der bloss 50 Jahre gelebt hat. Nehmen
wir ein Durchschnittsgewicht von 4 Pfund für das Gehirn
an, ziehen wir ein Viertel für Blut und andere Gefässe und
ein weiteres Viertel für die äussere Hülle ab, so finden wir
noch immer, dass jedes Gran der Gehirnmasse 205 542
Spuren oder Eindrücke von Ideen enthält.
m) Der nächste Kongress für experimentelle
Psychologie wird am 18,—21. April in Würzburg stattfinden
. Wegen der am 20. und 21. April zu München
stattfindenden Tagung des deutschen Vereins für Psychiatrie
werden diejenigen Gegenstände, die von grösserem Interesse
für die Psychiater sind, auf die Tagesordnung des 18. und
19. April gesetzt werden. Referate werden erstatten: F.
KrügerUeber die Beziehungen zwischen experimenteller
Phonetik und Psychologie; 0. Eülpe: Ueber den gegenwärtigen
Stand der experimentellen Aesthetik; F. Schumann:
Ueber die Psychologie des Lesens; R. Sommer: Ueber
Psychiatrie und Individualpsychologie; W. Weygandt: Ueber
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