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Literaturbericht.
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die psychologische Untersuchung des angeborenen Schwachsinnes
. Es wird gebeten, Anmeldungen betreffend Teilnahme,
Vorträge und dergl. an Herrn Prof. Dr. 0. Rülpe-Würzburg
zu richten. Wir hoffen, von unserem hochverehrten Mitarbeiter
, Herrn L. Deinhard, als regelmässigem Besucher
dieser streng wissenschaftlichen Kongresse, eingehenden
Bericht zu erhalten.
liiteraturbericlit,
Berichterstatter für «-amtliche Literatur des In - sowie Auslandes ist Hofrat
Dr. Wemekke in Weimar, an welchen auch alle Rezensionsexemplare einzusenden
sind. Die Redaktion übernimmt keine Verantwortung für die in
den Bespiechungen ausgesprochenen Ansichten.
A. Bücherbesprechungen.
Religion und Naturwissenschaft Ein offenes Wort an die gebildeten
Deutschen aller Stände von Dr. med. Hob. Lehmann. Strassburg
i. E., a BongarJ, 1905 (84 ö. 8°).
Es ist ein recht ansprechendes Büchlein, voll klarer Gedanken,
warmer Empfindung, ruhig im Tone - obgleich es entschieden polemisch
ist. Dass es ein naturwissenschaftlich gebildeter Mann, ein
Arzt ist, der seine Bedenken gegen das Evangelium des neuen Monistenpapstes
, Prof. Häckel, und seiner Anhänger, hier vorbringt,
um „dem gebildeten Deutschen jeden Standes, der nolens volens
in einen Streit hineingezogen wird, in dem er sich entscheiden muss",
vor allem der deutschen Jugend, ein Führer, vielleicht ein Warner
zu sein, erhöht seine Bedeutung. Nach einem kurzen geschichtlichen
Rückblick, unter Hinweis auf die Anschauungen eines Kepler, Newton.
Kant, Goethe, E. v. Bahr u. a., tritt er ein für den Glauben an Gott und
Unsterblichkeit und betont, dass der mechanistischen Auffassung noch
heute, trotz aller Versuche, sie als überwundenen Standpunkt hinzustellen
, vielleicht lebenskräftiger denn je, die vitalistische gegenübersteht
, „welche mit der physikalisch-chemischen Erklärung nicht auskommen
zu können glaubt, sondern für gewisse Lebensvorgänge elementare
, d. h. nicht weiter auflösbare Bedingungen in Anspruch nimmt"
und die Lehre vom Leben und seinen Aeusserungen und Formen nicht
unter die Physik und Chemie, sondern als gleichwertige Wissenschaft
neben diese stellt, indem sie mit Recht behauptet, dass die
Lebensvorgänge ihre „eigene Gesetzlichkeit (Autonomie)" haben und
von einer „Zielstrebigkeit" getragen sind, die mit dem Dogma der
mechanistischen Theorie unvereinbar ist. Wemekke.
Eine neue Fausterklärung. Von Hermann Tftrck. 4. Aufl. Berlin, Otto
Lüsner, 1906 (150 S. 8°. ~~ 2 M.)
Die Erklärung des Faust, die der Verf. in seinem Buche: „Der
geniale Mensch", gegeben hat. wird durch die drei hier zusammengestellten
und mit einer Vorrede und einem Nachwort versehenen
Abhandlungen weiter erläutert und verteidigt. Nach ihm verkörpert
sich in Faust das Genie — die Produktionskraft, das Streben nach
Wahrheit. Das schöpferisch-tätige Wirken Faust's wird von Goethe
als „Magie" bezeichnet, welcher Faust sich zuwendet, weil ihm der
gewöhnliche Wissensbetrieb nicht genügt, um selbständig seinen
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