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202 Psychische Studie*. XXXIII. Jahrg. i. Heft. (April 1906.)
diums liegt. Prof. Eichet erwähnt ausdrücklich diesen sichtbaren
Gürtel in den „Annales" (S. 663—665)! Er weist
zugleich darauf hin, dass über dem Gürtel noch ein Streifen
von dem schwarzen Kleide des Mediums zu sehen ist, den
man mit dem Vergrösserungsglase neben der weissen Bluse
gut erkennt.
4) Nun zu den Grössen Verhältnissen des angeblich verkleideten
Mediums zum angeblichen Polsterstuhle und dem
übrigen. Frl. M. ist eine kleine, schlanke Dame. Da nach
G. v. Max das Hemd mit dem Spitzenbesatz unmittelbar
den Sessel berührt, also die Gestalt dicht hinter ihm
stehen würde, ist es ein Rätsel, wie die kleine Dame sich
geschwind zu der beträchtlichen Grösse der behelmten Gestalt
ausreckt. Das müsste geradezu auf supranormaler Fähigkeit
beruhen! Man sehe nur, bis zu welcher Grösse sich das
Phantom erhebt! Steht aber Frl. M. auf einem Schemel?
Ist auch dieser Schemel allen Zeugen entgangen?
5) Das rechte Bein des Phantoms soll nach Max eine
Damenhose vorstellen. Wo aber sind dann Bein oder Fuss
des Mediums geblieben, die m der Hose angeblich steckten?
Die Photographie zeigt, wo der Stoff unten aufhört, wohl
einen verlaufenden weissen Glanz, doch von Bein und
Fuss keine Spur. Auf Photogramm 3a der „Annales"
wird das noch deutlicher. Den Grenzstrich, wo oberhalb
die Damenhose anfangen soll, zeichnet G. v, Max willkürlich
in seine Skizze hinein, auf dem Photogramm ist nichts davon
zu sehen.
6) Das andere Bein jener Damenhose soll nun aber
gar der anscheinend beinahe entleerte linke Aermel des
Mediums sein, der auf der rechten Schulter der Negerin
aufliegt. Wie es scheint, ist sogar noch eine deutliche Spur
der Hand des Mediums neben dem weissen Aermelstoff vorhanden
, doch ist das auf den Nachbildern nicht klar genug
. Aber fragen muss ich: wie ist es möglich, dass dieses
angebliche Hosenbein mit jenem anderen, welches das rechte
Bein des Phantoms (oder Mediums!) umhüllt, in Zusammenhang
sein soll? Selbst wenn man Damenhosen annimmt,
die nicht bloss bis über die Kniee, sondern bis an den
Knöchel hmunterreichen, ist das bei der kleinen und zarten
Gestalt des Frl. M. eine Unmöglichkeit. Das dickste und
kolossalste Weib der Erde nur könnte solche Hosen tragen,
deren eines Bein bis an die Schulter der Negerin reicht,
während das andere das rechte Bein der Dame umschlösse!
Das linke Hosenbein müsste zudem ein gut Stück länger
sein, als das rechte, dem Bein anliegende, wenn man die
Photographie befragt.
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