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Reichel: Kreuz und Quer durah die Welt.
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die weissen Umhüllungen und ich hatte das Medium in der
Hand.
In allen diesen Sitzungen musste Miller, falls er im
Kabinett war und ich die Phantome ohne ihn selbst sah,
fortwährend in die Hände klatschen, um mein Bedenken zu
beschwichtigen, dass das Phantom vielleicht eine Trans-
figuration sei. Kiesewetter*) schreibt darüber: „Hier sei
nur angedeutet, dass es eine Art Pseudomaterialisationen
gibt, bei denen das in Hypnose liegende Medium schlafwandelnd
die Rolle des Geistes spielt, wobei die rätselhaften
, spurlos verschwindenden Geisterhüllen auf eine beginnende
magische Tätigkeit der Psyche deutend —
In San Francisco hatte ich auch Gelegenheit, eine
zweite Krystall-Seherin, die mir von befreundeter Seite empfohlen
wurde, kennen zu lernen. Ihr Name ist Mlle. M.
Wille (310 Ellis-Str.). Sie war nicht schlechter, als Mrs.
Ingalls im Ocean - Park, von der ich bereits erzählte; nur
bestand ihr Krystall aus einer Glaskugel, so gross als ein
gewöhnlicher Marmel. Sie sah in dieser Glaskugel, nachdem
ich solche 3 Minuten in die Hand genommen hatte, in
Bildern, genau wie Mrs. Ingalls, mein bisheriges Leben in
allen Hauptpunkten.
Auf die Reise nach Alaska hatte ich Schopenhauer* s
„Parerga und Paralipomena" als Reiselektüre mitgenommen,
wo ich folgende Behauptung fand:
„Weder unser Tun, noch unser Lebenslauf ist
unser Werk, wohl aber das, was keiner dafür hält:
unser Wesen und Dasein. Denn auf Grundlage
dieses und der in strenger Kausalverknüpfung eintretenden
Umstände und äusseren Begebenheiten geht unser Tun und
Lebenslauf mit vollkommener Notwendigkeit vor sich. Darnach
ist schon bei der Geburt des Menschen sein ganzer
Lebenslauf, bis ins Einzelne, unwiderruflich bestimmt, sodass
eine Somnambule in höchster Potenz ihn genau vorhersagen
könnte. Wir sollten diese grosse und sichere
Wahrheit im Auge behalten bei Betrachtung und Beurteilung
unseres Lebenslaufs, unserer Taten und Leiden.*
— Ich lehre, so fasst Dr. du Prel den Inhalt seines auf
derselben Auffassung aufgebauten Systems zusammen:**) —
*) Carl Kiesewetter: „Geschichte des neueren Okkultismus",
Leipzig {Willi. Friedrich), S. 607.
**) Dies folgert du Prel aus der Präexistenz des transszenden-
taien Subjekts, wobei er annimmt, dass dessen auf die Beinkarna-
tion gerichteter Willensakt mit dem Zeugungstrieb der Eltern zusammenfällt
. In der Broschüre von Bernhard Forsboom, einem
Freunde du PrePs, „ Kundgebungen des Geistes Emanuel* finden
sich dieselben Ideen von diesem Geiste ausgesprochen.
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