Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
33. Jahrgang.1906
Seite: 215
(PDF, 221 MB)
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Reichel: Kreuz und Quer durch die Welt. 215

der Verbrecher fühlt unter Umständen, dass er etwas getan
, was er nicht hätte tun sollen. Aus diesem Sollen ist
der Glaube von der Freiheit des Willens entstanden; wir
haben gesehen, dass diese nur scheinbar ist, und doch
fühlen wir die Verantwortlichkeit — nicht für unser Tun,
sondern für unser Sein".*)

Auch Schopenhauer hat der Verantwortlichkeit keinen
Damm gezogen; er glaubt mit Kant die Freiheit mit der
empirischen Notwendigkeit vereinbaren zu können; er meint:
der Mensch kann zwar nicht anders handeln, als er
seiner Natur nach ist, aber er könnte anders sein; daher
denn die Verantwortlichkeit nicht die Tat, sondern immer
den Charakter des Täters trifft. Der Ausdruck: „Ich
schäme mich* so etwas getan zu haben, ist ein Vorurteil
des gemeinen Verstandes, und müsste lauten: „Ich schäme
mich meiner Beschaffenheit, so etwas tun zu können
oder zu müssen; ich hätte anders tun, d. h* sein sollen."
Dr. du Prel's**) Erklärungsweise, dass das transszendentale
Subjekt zugleich das organisierende Prinzip in uns sei, so
dass wir selbst der Architekt unseres irdischen Leibes seien,
macht die Lehren Schopenhauer9* und Heilenbach s noch mehr
verständlich.

Sehr schön sind die Worte des Gedichtes, welches das
Medium, Fürstin Mary Karadja,***) unter Inspiration geschrieben
hat, weshalb ich sie hier beisetzet

„Den Bat des Höchsten »oll der Mensch nicht kreuzen;

Nicht über Tod und Leben waltet er;

Des Erdenlebens Lehre muss er lernen,

Dem auszuweichen ist ihm nicht vergönnt. —

Der Körper ist ein Kleid, das weggelegt wird,

Wenn abgenützt und wenn die Seele reif

Aus ihm herausgewachsen zur Verwandlung.* —

Im gleichen Sinne sagt Goethe:f)

„Da ist's denn wieder, wie die Sterne wollten:
Bedingung und Gesetz und aller Wille
Ist nur ein Wollen, weil wir eben sollten,
Und vor dem Willen schweigt die Willkür stille;
Das Liebste wird vom Herzen weggescholten,
Dem harten Muss bequemt sich WOP und Grille.
So sind wir scheinfrei denn, nach manchen Jahren
Nur enger dran, als wir am Anfang waren."--

*) Hellenbach: „Die Vorurteile der Menschheit1*, II, S. 90.
**) Du Prel: „Die Philosophie der Mystik", Leipzig {Ernst
Günther) 1884, und „Die monistische Seelenlehre", ib. 1888.

***) Mary karadja: »Zum Licht", übersetzt von Alfred Wocher
von Trauchburg. Leipzig (Max Spohr) 1900.

f) Goethe: jirdy^fj (Notwendigkeit) in „Gott und Welt1, Leipzig
(fiibl. Institut) I, S. 324.


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