Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
33. Jahrgang.1906
Seite: 232
(PDF, 221 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1906/0252
232 Payohisohe Studien. XXXIII. Jahrg. 4. Heft. (April 1906.)

suchungen auf hypnotischem Gebiet die seltsame Beobachtung
gemacht wurde, dass ein Hypnotisierter, dem suggeriert
war, er werde nach dem Erwachen die Tür zum Ausgang
nicht finden oder eine der anwesenden Personen nicht sehen,
wirklich in diesen Punkten wie mit Blindheit geschlagen war.

Auf eine Bekanntschaft mit der Suggestion und ihren
wunderbar erscheinenden Wirkungen deuten — wenn man
nicht geradezu Taschenspielerkünste darin erblicken will —
auch die Wundertaten Mosis hin; taten doch die ägyptischen
Zauberer und tun noch heute die indischen Fakirs
gleich also. Wenn im Altertum und im Mittelalter und
noch weit herab in die neuere Zeit Männer oder Frauen
bewusst oder unbewusst Suggestionen erteilten und infolgedessen
erstaunliche Dinge vollführten, so waren sie nach
der Ansicht des Volkes Werkzeuge Gottes oder auch des
Teufels und der Dämonen. Je nach den Aeusserungen der
eigenartigen Fähigkeiten, die wir heute mediumistische zu
nennen pflegen, kam der eine in den Ruf der Heiligkeit,
der andere in den Verdacht, mit dem Bösen in Verbindung
zu stehen. Der Hexenglaube hatte wirklich eine jetzt ganz
deutlich erkennbare Unterlage.

Die meisten der im Alten Testament berichteten Wunder
*

sind, auch als blosse Märchen betrachtet, so phantastisch,
dass sie darin nur noch von den altägyptischen Märchen
übertroffen werden, deren Hauptreiz gerade in der An-
einanderreihung der unglaublichsten Vorgänge bestanden
zu haben scheint. Das ist der Fall z. ß. in dem bekannteren
Märchen von den beiden Brüdern. Die Handschrift stammt
etwa aus dem Jahre 1000 v. Ohr. G.; doch kann das Märchen
auch schon lange vorher bekannt gewesen sein, vielleicht
schon in der Zeit, da Moses gelebt haben soll. Wie die
alten Aegypter an einer derartigen Häufung von aller Vernunft
hohnsprechenden Geschehnissen Geschmack finden
konnten, können wir heute nicht mehr begreifen. Aber
die Tatsache wirft ein bezeichnendes Licht auf die von der
unsrigen so himmelweit verschiedene Vorstellungswelt der
Aegypter jener Zeit, und schwerlich war diese bei den benachbarten
Hebräern wesentlich verschieden. Seltsamerweise
erinnert der Anfang des Märchens lebhaft an das in der
./osepÄ-Geschichte mitgeteilte Abenteuer mit Potiphar's Weib,
Wie aber das Volk Israel die von Assyrien stammenden
mythologischen Vorstellungen in seiner Weise veredelt hat,
so stehen allerdings auch die Wunderberichte im Alten
Testament bedeutend höher als die ägyptischen Märchen,
schon deswegen, weil sie alle Jahves- grosse Macht und
Herrlichkeit*veranschaulichen sollen.


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1906/0252