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Nagel: Die bibl. Wnnderberichte in okkultistischer Beleuchtung. 235
sich Katie King nannte. Nach langen gewissenhaften Untersuchungen
veröffentlichte Crookes die Ergebnisse seiner
Forschungen. Wäre auch nur dieser einzige Fall bekannt,
so müsste man ihn immerhin mit Rücksicht auf den Charakter
und die streng wissenschaftliche Methode dieses Gewährsmannes
für beachtenswert halten. Aber ganz ähnliche
Fälle sind auch sonst noch von glaubwürdigen Personen
beobachtet worden. Erst neuerdings hat Prof Bichel
in den von ihm herausgegebenen „ Annales des Sciences
psychiques" die Ergebnisse seiner Untersuchungen in der
Villa Carmen (Algier) veröffentlicht (vergl. den trefflichen
Bericht Deinhaiä'% im Febr.- und Märzheft der „Psych.
Stud." er.), die eine ganz merkwürdige üebereinstimmung
mit den von Crookes s. Z. berichteten Tatsachen zeigen.
Das von ihm beobachtete und photographierte Phantom
„Bien 3oa" entwickelt sich blitzschnell aus einer nebligen
Masse und verschwindet ebenso schnell und unerklärlich.
In der „Kölnischen Zeitung" vom 9. Januar 1906 fand sich
übrigens ein ziemlich objektiv gehaltenes Referat über
Richefs Originalbericht. Der Referent musste zugeben,
dass das Zeugnis eines ernsthaften Forschers wie Eichet
nicht kurzerhand zu verwerfen sei. Auch der Schreiber
dieser Zeilen hatte vor einigen Jahren das Glück, sich mit
eigenen Augen von der Tatsächlichkeit einiger Phänomene,
darunter auch einer Materialisation, zu überzeugen. Die
Sitzung fand in der Wohnung eines Bekannten statt, und
das Medium war das oben genannte Crookes'sche, das seinen
Mädchennamen gegen den einer Frau Corner umgetauscht
hatte. Unter diesen Umständen muss das Zeugnis eines
Crookes für unanfechtbar angesehen werden. Als der gefeierte
Gelehrte im Frühjahr 1903 auf dem internationalen
Kongress für angewandte Chemie in Berlin einen mit
stürmischem Beifall belohnten Vortrag gehalten hatte, rief
ihm der Vorsitzende das geistreiche und treffende Wort zu:
Ubi Crookes, ibi lux! Allein obwohl er auch in den Okkultismus
viel Licht gebracht hat, schenkt die Gelehrtenzunft
in Deutschland diesem Forschungsgebiete kaum Beachtung,
ja, sie hält wohl gar die ernsthafte Beschäftigung jenes vorurteilsfreien
Mannes mit okkulten Problemen für eine geistige
Verirrung. Die Okkultisten dagegen wissen ihm für seinen
Forschungseifer und für den Mut, mit dem er allezeit für
den Okkultismus eingetreten ist, aufrichtigen Dank und
schenken ihm volles Vertrauen. Und dass dies Vertrauen
gerechtfertigt ist, wird allmählich immer klarer erkannt
werden. Jedenfalls sind also von einem oder vielmehr
einigen der bedeutendsten Gelehrten unserer Zeit „objek-
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