Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
33. Jahrgang.1906
Seite: 236
(PDF, 221 MB)
Bibliographische Information
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236 Psychische Studien. XXXIII. Jahrg. 4. Heft. (April 1906.)

tive Visionen" bezeugt worden. Während nun aber die
Spiritisten in dem Phantom die Materialisation des Geistes
der Katie King erblicken, meint Crookes gleich der Mehrzahl
der Okkultisten, dass es nur die sichtbare Verkörperung
einer im Unterbewusstsein des Mediums herrschenden Vorstellung
gewesen sei, die es mit Hilfe noch nicht genügend
erforschter psycho-physischer Kräfte nach aussen projizieren
und sogar mit einer materiellen Hülle umkleiden könne.
Dies zugegeben, lassen sich die Erscheinungen Jesu leicht
als objektive Visionen deuten. Beachtenswert ist hier noch
folgender Umstand. Als Maria Magdalena zuerst den Auferstandenen
erblickte, sprach er: „Rühre mich nicht an!"*)
Auch die sog. Phantome leiden sehr oft nicht die leiseste
Berührung. Auch Buhet konnte ja zu seinem Bedauern
das Phantom nicht dazu veranlassen, sich berühren zu
lassen.**) Die Gegner des Okkultismus erblicken darin einen
Bewei8? dass das Medium selbst die Rolle des Phantoms spiele.
Dass dies nicht der Fall, ist aber hinreichend bewiesen. —
Auf Grund der okkulten Tatsachen lehrt der Okkultismus
den Primat des Geistes, und er behauptet ferner, dass
die Seele von einem mit den Sinnen nicht wahrnehmbaren
Leibe, dem Astralleibe, angetan ist. Durch diesen tritt sie
mit dem materiellen Leibe in Verbindung, und sie behält
den Astralleib, wenn sie die sterbliche Hülle zeitweilig
— bei gewissen ekstatischen Zuständen — oder
dauernd — nach dem Tode — verlässt. Mithin entspricht
die Vorstellung des Paulus von dem verklärten Leibe des
Auferstandenen fast vollkommen der okkultistischen. Ist
nun aber die Seele, wie aus einer ganzen Reihe von Tatsachen
geschlossen werden muss, schon während ihrer Ver-
eimgung mit dem Körper imstande, diesen zeitweilig zu ver-
lassen und an anderen Orten durch physikalische Wirkungen
und sogar als sichtbare Gestalt sich zu materialisieren,
so ist der Schluss gerechtfertigt, dass ihr dieselbe Fähigkeit
auch nach ihrer endgiltigen Trennung vom irdischen Leibe
eignet. Dieses Glaubens war auch Kant. In seinen Vorlesungen
über Psychologie, deren wesentlicher Inhalt uns
aus dem im Druck erschienenen Hefte eines Hörers bekannt
und jedermann durch einen von Karl du l'rel besorgten
Neudruck zugänglich gemacht worden ist, hat er über die
Seele Ansichten entwickelt, die merkwürdigerweise mit den

*) Ein altes Meisterwerk der Braunschweiger Galerie von Rem-
brandt mit der kaum noch lesbaren Jahreszahl 1651, das eben diese
Szene des „Noli me tangere!" darstellt, erweckt ganz den Eindruck
einer spiritistischen Phantomerscheinung. — Red.

**) Vgl. über die in diesem Punkt sich scheinbar widersprechenden
Angaben Richet'a unsere Fussnote ***) auf S. 144 v. H. — Red.


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