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Oehler: Die fiehirntätigkeiten. 247
hirn den Organen des Körpers, z. B. dem Herzen, Magen,
usw., zugeführt werden.
Da nun aber jede Zelle des menschlichen Organismus
empfindet, so geht daraus hervor, dass der ganze Körper
von elektrischen Strömungen durchströmt und durchstrahlt
wird; denn ohne Elektrizität, wozu auch die Erscheinung
der Phosphoreszenz zu rechnen ist, gibt es kein Leben,
keine Spaltung der Zellen und somit kein Wachstum, ohne
Elektrizität aber auch keine Spaltung der zugeführten
Nahrungsstoffe in der Zelle selbst. —
Mögen diese Ausführungen auch noch nicht einem
streng wissenschaftlichen Standpunkt genügen, so werden
sie doch immerhin einen bescheidenen Beitrag zur fort-
schrittlichen Erkenntnis des menschlichen Wesens und der
damit verbundenen Bätsei darbieten. Jedenfalls ist ein
Vergleich der Erscheinungen der Phosphoreszenzphoto-
graphie mit der Gehirntätigkeit ein leicht fassbarer und
dadurch auch als Anschauungsmittel für die überaus komplizierte
Tätigkeit des menschlichen Gehirns brauchbarer.
I1L Abteilung.
Tagesneuigkeiten, Notizen u. dergl.
Geister oder anbewasste psychische
Kräfte ?
Nachdem für die Erklärung der sogen, spiritistischen
Phänomene die Geisterhypothese — so schreibt ein nicht
genannter Gegner in einem uns von Herrn Dr. Emil Jaeobsen-
Charlottenburg (ohne Datum) gütigst eingesandten Feuilleton
der Berliner „Nationalzeitung"*) — infolge der Entlarvung
selbst der berühmtesten Medien mehr und mehr in Misskredit
gekommen ist, so ist doch andererseits um so klarer geworden
, dass jene Phänomene weder durch Betrug, noch
durch Sinnes- und Erinnerungstäuschung allein zustande
kommen können, sondern dass noch ein durch jene beiden
unerklärlicher Rest bleibt. Dieser Rest ist gerade von
denjenigen Autoren, welche es ablehnen, in den spiritistischen
Phänomenen einen Beweis für die Existenz von Geistern
zu erblicken, ebensowohl wie von den Spiritisten zugestanden,
*) Der gleiche Artikel kam u. a. auch in dem uns (erst später
zugegangenen) „N. Wiener Journ." Nr. 4419 vom 11. Febr. er. — Red.
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