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Maier: Geister oder unbewußte psychische Kräfte? 249
Verbindung mit der Jahreszahl 1839 einmal gesehen haben
konnte, liegt zu greifbar nahe, als dass man sie ohne weiteres
abweisen könnte, zumal angesichts der ähnlichen Vorkommnisse
mit dem arabischen Sprichwort, dem de Mariei-
schen Buch, der Sanskrit-Grammatik usw., über welche alle
wir bereits ausführlich schon im Jahrg. 1902 der „Psych,
Stud.", 8. 735 ff.: „Ein neues Werk von Prof. Th.Flournoy«
berichtet haben. Während das Oberbewusstsein Helenen's
die an und für sich gleichgiltigen Ereignisse vergass, blieben
sie im Unterbewusstsein mit merkwürdiger, photographischer
Treue bis auf die nichtigsten Details aufbewahrt. Es ist
dies eine Leistung des Unterbewusstseins, die ihresgleichen
sucht, aber auch — findet. Derartige Fälle von Kryp-
tomnesie kamen ja in den letzten Jahrgängen unserer
Monatsschrift wiederholt zur Erörterung,*) und auch derjenige
Parallelfall, der in der spiritistischen, wie der nichtspiritistischen
Literatur unter seinesgleichen zweifellos die grösste
Berühmtheit geniesst, ist ebenfalls mit ziemlicher Sicherheit
seines spiritistischen Charakters entkleidet und — als freilich
erstaunliche — Leistung eines verblüffend exakten latenten
Gedächtnisses erkannt worden. Es handelt sich um
den vielzitierten „Emek HabacchaM-Fall Äk$akow% berichtet
in seinem hochbedeutsamen Werk „Animismus und Spiritismus
", Bd. II, S. 480 ff. der 2. Aufl. der deutschen Ueber-
setzung des jetzt bereits in 4. Auflage erschienenen Grundbuchs
spiritistischer Forschung auf streng wissenschaftlicher
Grundlage.
Der stets offen und ehrlich die Wahrheit suchende
Begründer der „Psychischen Studien" wurde nämlich erst
im Dezember 1888 von anderer Seite auf ein Buch aufmerksam
gemacht, das unmittelbar vor jener scheinbaren
Geisterkundgebung in einer von ihm mit seinen Familienangehörigen
zu St. Petersburg am 10./22. Febr. 1882 veranstalteten
Tischrücksitzung erschienen war: W. Wichmann,
„Die Poesie der Sinnessprüche und Devisen", Düsseldorf
1882. Aus diesem Buche stammte die geheimnisvolle Kenntnis
der Planchette; es wurde dies in erster Linie dadurch
bewiesen, dass sich darin gleichfalls die falsche Namensform
B. Cardosio für Fernando Cardoso (portugiesisch - jüdischer
Arzt im 17. Jahrh.) und die falsche Schreibart „habb&cha"
für „habbaca" (s. Psalm 84, 7) fand. In dem Buche heisst es
nämlich (S. 312/13): „Aber wir kehren auf die Erde zurück
und schliessen mit dem in dieser Sprache einzigen hebräischen
Motto des gelehrten portugiesischen jüdischen Arztes
B. Cardosio: „Emek habbächa — o Tal der Tränen."
*) Vgl. auch K. Not. r) und d) dieses Hefts (8. 252/53).
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