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256 Psychische Studien. XXXIII. Jahrg. 4. Heft. (Apri 1906.)
mehr als dreihundert Jahre dauern, dann passieren grosse
Truppenmassen Meer und Erde*), womit die Portugiesen
(als Verbündete Englands) nicht zufrieden sein werden."
Diese Deutung (man kann Nostradamus nicht schlankweg
lesen f man hat mit den Deutungen vielmehr seine liebe
Not) halte ich nicht für richtig, zumal der französische
Referent die Vermutung hinzufügen muss, dass in Portugal
Schlachten geschlagen werden, wodurch er das Miss*
fallen der Portugiesen (der „Lusitanier") erklären will.
Meiner Meinung nach gehört Zeile drei, wie es auch viel
einfacher ist, zum Vorhergehenden, und der Sinn lautet,
mit Bezug auf die künftige grosse Ausdehnung auch der
englischen Weltsprache: „Die Allmacht des englischen
Weltreichs wird drei Jahrhunderte
dauern, und man wird grosse Volksteile sich
über Meere und Länder verbreiten sehen,
womit die Portugiesen nicht zufrieden sein
werden." Nämlich gerade durch England ging die maritime
Bedeutung Portugals bekanntlich zugrunde, und die
Prophezeiung stimmte so für beide Länder. Heute, wo
Portugal allerdings noch immer finanziell in Englands
Bänden ist, werden sich die Portugiesen gewiss nicht
ärgern, wenn Englands Macht endlich sinkt. Unter Elisabeth
wurde es Seemacht, was nun zirka 300 Jahre her ist, und
die gefährliche Bedrohung des englischen Einflusses und
Welthandels durch andere Nationen ist gegenwärtig bereits
eine Tatsache. Mst adamus [eigentlich: Michel de Notre Dame,
1503—1566] veröffentlichte die Centurien im Jahre 1555.
Albert Kniepf.
f) Dr. Hensoldt unter Fakiren. Zahllos sind
heutzutage schon die Berichte über die wunderbaren Taten
der Pakire, Yogis etc. Die Einen sehen darin nichts als
Illusionen; die anderen hingegen nur mehr oder weniger
geschickte Betrügereien; — wie man sieht, werden die diesbezüglichen
Kontroversen nicht sobald ein Ende nehmen.
Nichtsdestoweniger erscheint es uns am Platze, hier eines
cU ♦»akteristischen Falles Erwähnung zu tun. In der Dez.-
Nummer der „The Occult Review", welche die Mehrzahl
ihrer Spalten einem eingehenden Berichte des Dr. Heinrich
Hensoldt widmet, finden wir folgendes Phänomen verzeichnet,
das in dessen Gegenwart bei hindostanischen Adepten und
Mystikern stattfand. „Ein Hindu hält auf seiner vollkommen
nackten Handfläche ein mit Wasser gefülltes irdenes Gefäss.
Nach und nach nimmt dessen Volumen ab, bis es nur
*) ,Zu Wasser und zu Land* wäre richtiger! — Red.)
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