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De Fremery: Anleitung zur Kenntnis des Spiritismus. 269
sassen, welche den Auftrag erhielt, Art und Wesen des
animalischen Magnetismus, wie Mesmer's Heilmethode genannt
wurde, zu untersuchen. Der Bericht der Kommission
lautete ungünstig; nicht bloss wurde Mesmer's Theorie für
unannehmbar erklärt, sondern es wurde selbst in Abrede
gezogen, dass seine Praxis je wirkliche Heilungen zu stände
gebracht habe. Die öffentliche Meinung richtete sich immer
mehr gegen Mesmer und seine Anhänger; man machte
Spottbilder auf ihn und besang ihn in Gassenliedern. Des
unermüdlichen Kampfes müde, zog er im Jahre 1785 nach
England, bereiste sodann Deutschland und Italien und liess
sich zuletzt zu Meersburg am ßodensee nieder, wo er am
15. März 1815 starb.
Bald nach seiner Abreise aus Prankreich wurde die
Aufmerksamkeit des Publikums von ganz anderen Dingen
in Anspruch genommen. Die Ereignisse der grossen Revolution
drängten den animalischen Magnetismus in den
Hintergrund. Immerhin aber hatte er noch Anhänger und
Ausüber seines Systems. Die bedeutendsten davon sind
de Puysigur, Deleuze und du Potet. De Puysegur war der
erste, welcher insbesondere die Aufmerksamkeit auf die Erscheinungen
lenkte, die sich manchmal bei den unter der
magnetischen Behandlung in Schlaf gefallenen Patienten
zeigen. Als er eines Tages seinen Gärtner magnetisierte,
fiel ihm dieser in seinen Armen in Schlaf, ohne alle Krämpfe
und Schmerzen. Als er eine Frage an ihn richtete, gab
ihm der Gärtner eine Antwort, ohne jedoch aufzuwachen.
Das überraschte den Arzt und er fuhr mit Fragen fort.
Die Antworten waren der Art, dass es war, als ob sie von
einem ganz anderen Wesen gegeben würden, als von diesem
einfachen Bauer, der bei normalem Bewusstsein kaum einen
rechten Satz sprechen konnte.
Bei weiterer Untersuchung fand Puys&gur, dass der Zustand
, in welchem sich der Gärtner befand, viel Gemeinsames
mit dem natürlichen Somnambulismus hatte. Auch
andere Personen waren durch Magnetisieren in diesen Zustand
zu bringen. Bei einigen nahm das Gehör ab, während
der Gesichtssinn sich verschärfte; bei anderen waren
Gesicht und Gehör gefühllos geworden, dagegen war das
Geschmacksgefühl aussergewöhnlich reizbar, kurz, es schien,
als ob einige Sinnesorgane sich auf Kosten von anderen
plötzlich zu einem ganz feinen Grad von Wahrnehmungsvermögen
entwickelt hätten. —
Um diesen künstlichen Somnambulismus hervorzurufen,
ist es deshalb nötig, dass die Personen, die sich dazu hergeben
, magnetisiert werden. Diese Behandlung wird von
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