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Deinhard; Ztor Vorgeflchiohte der Algierer Phantomörsoheinung. 273
nur einmal — nämlich im September 1902 — eine Reihe
von Sitzungen mitgemacht/ Wir beginnen mit dem
Bericht von Monsieur X.
Als Monsieur X zum ersten Mal, April 1902, die Villa
Carmen besuchte, fand er dort die schon erwähnte Frau
Vincente G. als Medium vor, eine Person, deren Beschäftigung
eigentlich darin bestand, die Näharbeiten in der
Familie des General Noel zu besorgen* Sie lässt sich nur
aus Gefälligkeit dazu herbei, gelegentlich auch als Medium
zu dienen, obschon sie an diesen Sitzungen persönlich gar
kein Interesse nimmt Eine besondere Entschädigung erhält
sie dafür nicht. Ihr ganzes Denken dreht sich um ihre
Familie, ihren beständig kränkelnden Mann, der als Maurer
wenig verdient, und
ihre kleine Tochter. Fenster
Frau Vincente wird als
eine sehr magere Blondine
mit sanften blauen
Augen geschildert, etwa
35 Jahre alt, intelligent
, aber ganz ungebildet
. Soviel über
das Medium , das zu
den folgenden Versuchen
gedient hat Türe öadevanne
Es handelt sich hier- Fig. 1.
bei allem Anscheine
nach um eine Person, die den Verdacht einer fortgesetzten
Betrügerei mindestens ebenso wenig aufkommen
liess, als Fräulein Martha in den Sitzungen mit Eichet,
Auch bei diesem Medium scheint man deshalb von einer
regelmässigen körperliehen Untersuchung Abstand genommen
zu haben. Hier ist also eine Stelle, an die anknüpfend
der skeptisch gesinnte Leser seine Betrugshypo-
these aufbauen kann. Die sonstigen Verhältnisse sind offenbar
dieselben, wie bei Richet: derselbe Pavillon als Sitzungszimmer
, genau ebenso nach aussen verschlossen und im
Innern matt beleuchtet, und dieselbe Anordnung des Kabinetts
. Ein Blick auf nebenstehende Fig. 1 beweist das soeben
Gesagte. Die Grundrissskizze stammt von der Hand
des Monsieur K Wir werden in dessen Bericht wieder auf
diese Zeichnung zurückkommen.
Monsieur X erzählt nun, dass die von ihm mitgemachten
Sitzungen regelmässig mit einer umständlichen „Pröpara-
tion" des Mediums begonnen hätten, wau soviel heissen soll,
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