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274 Psychische Studien. XXXIII. Jahrg. 5. Heft. (Mai 1906.)
als dass dieses, nachdem es im Kabinett Platz genommen,
von Mme. Soel durch sogenannte magnetische Bestreichung
in Hypnose versetzt wurde. Wie sich der Leser des Riehe? -
sehen Sitzungsberichts erinnern wird, ist dort von einer
„Preparation" des Mediums nicht die Rede. Richet redet
ganz allgemein von „verschiedenen Präliminarien, die er
übergehe" (vergl. „Psych. Stud.M, Febr.-Heft S. 78 unten).
Wahrscheinlich versteht er unter diesen Präliminarien die
Versetzung des Mediums in Hypnose.
Die erste Sitzung, an der Monsieur X teilnahm, fand
am 5. April 1902 statt. In dieser kam eine in weisse Gewänder
gehüllte Gestalt zu wiederholten Malen aus dem
Kabinett heraus und kehrte wieder in dasselbe zurück.
Das Medium bekam Monsieur X. erst am Schlüsse der
Sitzung wieder zu sehen. Die Erscheinung des Phantoms
in dieser ersten Sitzung wird von ihm folgendermassen beschrieben
:
„Erscheinung die eines menschlichen Wesens von stattlicher
Grösse. Höhe etwa 1,80 m* Dieselbe scheint sich
zuweilen um ungefähr 10 cm zu verringern, kehrt aber dann
in ihrem ursprünglichen Mass wieder zurück. Gekleidet ist
sie in ein vollständig weisses Gewand, das in gewissen Momenten
etwas zu leuchten scheint. Das Gewand ist eine
weisse JJobe, die von den Schultern bis zum Boden herabfällt
. Die Aermei heben sich von der weissen Masse
der Hobe nicht ab; man erkennt weder einen Arm,
noch eine Hand; nur das Gesicht ist unverhüllt und
hebt sich deutlich von dem es umrahmenden Stoff ab,
der über dem Kopf eine Art Turban bildet; Augen
und Nase sind deutlich sichtbar, dagegen sind Mund
und der untere Teil des Gesichts von einem dichten
schwarzen Bart bedeckt." Sehr interessant ist die Schilderung
der Art und Weise, wie sich dieses Phantom fortbewegt
. Monsieur X.1 Sitzungsprotokoll enthält hierüber
folgende Angaben:
„Die horizontale Portbewegung des Phantoms geht
ausserordentlich langsam, nicht etwa ruckweise vor sich.
Man bekommt viel mehr den Eindruck, dass es gleitet, als
dass es gebt; in gewissen Momenten scheint diese Portbewegung
mit Schwierigkeiten verbunden zu sein; es
schwankt dann und zittert und es gewinnt den Anschein,
wie wenn es nach hinten gezogen würde und, um vorwärts
zu kommen, eine Kraft überwinden müsse, die es in der
Richtung nach dem Orte hinzieht, wo sich das Medium befinden
muss, wofern es sich nicht von der Stelle gerührt
hat.
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