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)emhard: Zur Vorgeschichte der Algierer Phantomerscheinung. 279
Vincente ist stark erkältet und hustet von Beginn der
iitzung an häufig, obwohl sie eingeschläfert wurde. Es ist zu
lemerken, dass B. 2?., so oft er sich mit ihr zeigt, sie anscheinend
veranlasst, zu husten, um dadurch den Beweis zu
liefern, dass es zwei von einander unabhängige Wesen sind,
lie man da vor sich hat.
Ich sehe den rechten Arm von Vincente herabhängen
md sich bewegen. Ich kann auch ihren linken Arm und
lie linke Hand erkennen. Während sie beide so dastehen,
offen wir immer, dass sie sich nach vorwärts bewegen, zu
nserem Tische heran. Allein dies geschieht nicht. Nach
itwa einer Minute kehren sie beide ins Kabinett zurück.
Jvurz nachher wird Vincente aufgeweckt und die Sitzung ist
jeendet."
Dies ist das Protokoll Monsieur F.'s über seine letzte,
äusserst glatt und befriedigend verlaufene Sitzung, befriedigend
insofern, als sie den zwingenden Beweis lieferte, dass
Medium und Phantom zwei für sich bestehende, äusserlich
von einander unabhängige, nur durch unsichtbare Bande an
einander gekettete Wesen sind. Aus den früheren Sitzungsprotokollen
dieses Monsieur F. wäre noch hervorzuheben,
dass die von Richet's Bericht her bekannte Eigentümlichkeit
B. B,\ auf Stelziüssen zu wandeln, genauer gesagt: zu rutschen
(man vergl. die Photographie im Februarheft der
„Psych. Stud.") im Sitzungsprotokoll vom 11. Sept 1902 erwähnt
wird. Dem Ehepaar Noel sind diese Stelzbeine B. B.'s
selbstredend nichts Neues. Mme. Noel sind dieselben offenbar
recht unsympathisch. Sie nennt sie (nach jenem Protokoll
) ,,Bockbeine" (pieds de bouc). — Eine andere Absonderlichkeit
B. B.'s ist, dass er am Schlüsse jeder Sitzung
durch den Mund seines noch in der Hypnose befindlichen
und von ihm leicht suggerierbaren Mediums verkündigt,
wann die nächste Sitzung stattfinden soll (gewöhnlich am
übernächsten Tag) und was er alles in derselben produzieren
wird. So lässt er z. B. am Samstag, den 13. Sept.,
folgendes Programm verkünden: „Sitzung Montag 4 Uhr.
Bier, Limonade. Ich werde an den Tisch herantreten. Ich
werde trinken. Ich werde das Glas dann dem Medium
bringen. Schliesslich werde ich die ganze Gesellschaft parfümieren
."
Freund B. B. hatte sich dieses Programm offenbar in
Gedanken zurecht gelegt. Er will beweisen, was ein ehrliches
Phantom alles kann, wenn es sich Mühe gibt. In
der angemeldeten Sitzung hat er denn auch wirklich dieses
Programm zum grössten Teil durchgeführt. Nur die
Nummern „Bier" und „parfümieren44 fielen aus. Er hat in
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