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280 Psychische Studien, XXXIII. Jahrg. 5. Heft. (Mai 1905).
dieser Sitzung den in Fig. 1 durch punktierte Linien angegebenen
Weg gleitend zurückgelegt; er ist an den Tisch
herangeglitten, wo man ihm ein Glas Limonade, aus dem
Mme. Noel vorher getrunken hatte, gereicht hat; aus diesem
Glas hat er zuerst selbst mit grosser Mühe und Langsamkeit
etwas getrunken, und ist mit dem Glas dann hinter
dem Vorhang verschwunden; bald darauf ist er dann mit
dem etwas leerer gewordenen Glas wieder zurückgekehrt,
dem jetzt trotz seines Inhalts (Limonade) ein auffallender
Geruch nach Rotwein entströmte. Woher stammte dieser
Geruch? Hatte B. B. hinter dem Vorhange einfach Botwein
hineingegossen? Unser Protokollführer antwortet hierauf
, dass weder m der Familie Notl, noch in der Familie
des Mediums Rotwein getrunken würde. In der Villa
hätten sich damals nur zwei Flaschen dieses Getränkes befunden
, die als Muster zugeschickt worden seien. Sicher
waren es nicht diese, die B. B. benutzt hatte, um jenen
Rotweingeruch herbeizuführen. Die Sache blieb unaufgeklärt
. In folgenden Sätzen fasst Monsieur F. seine Erlebnisse
in Algier zusammen:
„Während meines dortigen Aufenthaltes habe ich mir
es besonders angelegen sein lassen, das Medium Vincente so
eingehend wie nur möglich zu studieren. Ich bin dabei zur
Ueberzeugung gekommen, dass diese ungebildete Frau auf
gar keinen Fall als die Urheberin all der Phänomene betrachtet
werden kann, die ich beobachtet habe. Denn um
sie künstlich hervorzurufen, dazu wäre doch eine ganz genaue
Bekanntschaft mit der Literatur des Spiritismus und
überdies eine Menge komplizierter Apparate notwendig gewesen
, was sie beides nicht besass. Beständig drehten sich
ihre Gedanken um ihr Fortkommen, um ihre in kümmerlichen
Verhältnisse lebende Familie.
Ich habe mich stets bemüht, sie vor den Sitzungen ja
nicht aus den Augen zu lassen. Ich hatte in dieser Beziehung
vollständig freien Spielraum und habe oftmals die
den Sitzungen vorhergehende Stunde damit verbracht, um
mit ihr zu plaudern, ohne dabei die einzige Türe, die zum
Pavillon der Sitzungen führt, einen Moment aus den Augen
zu lassen. Besonders bemerkenswert und auffallend ist bei
dieser Frau, dass sie zum Unterschied von den meisten
Medien von der Wichtigkeit dieser Phänomene keine Ahnung
hat. Die ihr zugemutete Hypnose betrachtet sie als eine
Dienstleistung, der sie sich unterwirft, um ihrer Herrschaft
gefällig zu sein; sie wurde dafür nicht besonders bezahlt«
Für ihre Arbeiten im Hause erhielt sie natürlich einen bestimmten
Taglohn. Sie für jene besonderen Dienstleistungen
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