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284 Psychische Studien. XXXTTI. Jahr*. 5. Heft. (Mai 1906.)
versetzten. Wie es gewöhnlich bei derartigen Vorkommnissen
zu geschehen pflegt, bespöttelte man die Verbreiter
solcher Märchen und die Sache geriet ins Schweigen, als
am 17. Dezember v. JM nachmittags, in demselben Hause,
obwohl es unbewohnt war, ein Feuer zum Ausbruche kam,
welches dasselbe einäscherte. Selbstredend tauchten nun
die (ierüchte von neuem auf und es gab nicht wenige,
welche die Spukgeister der Brandstiftung beschuldigten.
Oben genanntes Haus, ein altes, isoliert stehendes Gebäude
, besteht ebenerdig aus einer Küche, einem zweiten
grösseren Raum zur Unterbringung landwirtschaftlicher Geräte
und aus einem angebauten offenen Heuschober. Im
ersten Stocke befinden sich ebenfalls zwei Räumlichkeiten;
die grössere davon diente als Kornkammer und die kleinere
als Schlafstätte der noch vor dem Brande ausgezogenen
kleinen Familie, die aus den Eheleuten Noimas und einem
kleinen Töchterchen bestand. Etwa hundert Schritte davon
entfernt befindet sich die kleine alte Ortskirche, die dem
hl. Valentin geweiht ist.
Vor ungefähr einem Jahre starb im genannten Hause
im Alter von 76 Jahren Peter Moimas, der Vater, respektive
Schwiegervater des dasselbe bewohnenden Ehepaares, welcher
das Amt eines Küsters genannter Kirche durch volle 54 Jahre
bekleidete. Nach dessen Tode übernahm sein Sohn ebenfalls
die Aufsicht über dieselbe. Nachdem der erste Schmerz
dieses unabwendbaren Verlustes vorüber war, gedachte man
nur noch im Gebete des Dahingeschiedenen, der es sich
aber nicht nehmen Hess, auch nach seinem Tode sein
Küsteramt fortzusetzen. Als nämlich Luise Moimas, die
Gattin des Sohnes, tagsüber die Kirche einer Reinigung
nicht wenig, dass z. B. die „Illustr. Leipz. Zeitung* bisher keinen
Artikel gebracht hat. Um das Interesse des grossen Publikums an
einer Sache einigermassen wachzurufen, eignen sich, wie die Schrift-
leitung mit Recht betont, wohl am besten Bilder und Illustrationen,
welche zunächst die Neugierde auch der denkfaulen Leser wecken.
Wie ich erfuhr, soll sich übrigens in der Villa Carmen in Gegen-
wart von Prof. Richel auch eine angebliche ägyptische Priesterin
aus Heliopolis materialisiert haben, von deren Scheitel Htchel sogar
eine blonde Haarlocke abgeschnitten habe, worüber er vorderhand
wohl absichtlich schweigt. — Freilich bleiben die auf zinkographi-
ßchem Wege vervielfältigten Kopien hinter der Wirklichkeit, bezw.
den Originalphotographien zurück. — Im Jahre 1882 war ich selbst
Zeuge von sehr gelungenen Materialisationsphänomenen in Wien im
Hause des Herrn Barons Lazar von Helletibach mit dem Medium
Valeska Töpfer, wo die Gestalten und das Medium zugleich sichtbar
waren und bei dem Phantom „Andrea*, das aus dem Kabinett trat,
sowohl der Herz-, als auch der Pulsschlag von einem anwesenden
Arzte, Dr. Fieber in Wien, festgestellt wurde/ — Red.
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