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*** Spukphänomene, die mit einem Brand absohliessen. 287
Auffällig bleibt es ausserdem, dass die Flammen eine ungewöhnliche
blaue Färbung zeigten, die Bauchentwickelung
eine geringe war und das sonst bei Bränden deutlich zu vernehmende
prasselnde Geräusch ganz fehlte. Angenommen,
der Brand sei gelegt worden, erscheint es zum mindesten
sonderbar, dass der vermeintliche Täter bei hellem Tage
aufs Dach gestiegen sein, die Dachziegel abgehoben, um den
Dachstuhl anzuzünden, und, nachdem dies geschehen, die
Ziegel wieder an Ort und Stelle gelegt haben sollte, während
ein brennender Zigarrenstummel, zur Nachtzeit in den gefüllten
Heuschober geworfen, genügt hätte, das Gebäude
einzuäschern.
Der genannte Heuschober blieb aber auch nach dem
Brande gänzlich unversehrt. Die Familie Moimas, die,
nebenbei erwähnt, nicht Eigentümer des Hauses gewesen,
wohnte während des Brandes eine Viertelstunde davon entfernt
in Villaraspa und hat gegenwärtig ihr Domizil nach
dem benachbarten Staranzano verlegt. Seit dem Brande ereignete
sich in der neuen Behausung nichts Ausser gewöhnlich
es und ebenso wenig in der Kirche von Bistrigna; nichts
desto weniger möchte ich doch der Vermutung Baum geben,
dass der verstorbene Küster an dem Spuke ganz unschuldig,
dafür aber die noch junge Frau Moimäs durch ihre mediale
Veranlagung die unbewusste Urheberin dieser Spukvorgänge
gewesen sei, in welchem Falle sich früher oder später ähnliche
Vorkommnisse wiederholen dürften.
II. Abteilung.
Theoretisches und Kritisches.
Die Kardinalfrage der Menschheit*)
Von Hofrat Prof. a. D. Max Seiling.
„Du hast Unsterblichkeit im Sinn!
Kannst du uns deine Gründe nennen ?M
Gar wohl, der Hauptgrund liegt darin,
Dass wir sie nicht entbehren können.
Goethe.
Verzeih, lieber Käufer dieser Schrift, wenn dir die
übrigens schon durch das Motto angedeutete Erklärung,
dass hier unter der Eardinalfrage der Menschheit die
*) Die unter diesem Titely wiedergegebeuen Ausführungen
bilden einen Teil einer (bei 0. Mutze) Leipzig) später erscheinenden
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